Während es immer noch den weniger relevanten politisch aufgeladenen Streit um die Arbeitsmenge gibt, bei dem für eine moderne Volkswirtschaft gar die These aufgestellt wird, für eine ökonomische Besserung sei es erforderlich, Fehlanreize des Sozialsystems abzustellen, gehen die eigentlich maßgeblichen makroökonomischen Parameter immer weiter auseinander, hier die Produktivität.
Dazu ist zu erwähnen, dass eine weit jüngere Gesellschaft wie die USA sich sogar einen Produktivitätsrückstand mit der Strategie, man müsse einfach mehr arbeiten, noch viel eher leisten könnte, als ein alterndes Europa. Diese Kurven müssten also genau anders herum laufen, um unserer Situation Rechnung zu tragen.
Man mag über Arbeitsmenge weiter streiten, aber bitte nicht behaupten, das habe irgendeine Lösungsrelevanz. Der Trend ist dramatisch und der wird sich nach meiner Bewertung sogar ausweiten. Langfristig ist diese Schere nämlich bereits viel früher aufgegangen, nach der Dotcom-Krise, als die Amerikaner in der Digitalisierung beschleunigten, während die Europäer diese abwürgten. Danach gab es eine Beschleunigung der Spreizung nach der Finanzkrise und hier sehen wir eine nach Corona.
Die Amerikaner kommen aus Krisen mit Gewinn, weil sie beschleunigen, die Europäer verlieren, weil sie bremsen. Das sind unmittelbare Auswirkungen von risikoaversem Handeln, welches sehr breit feststellbar ist, insbesondere auch beim Kapital – also dem abwegigen „Sparen“, das wir ausgerechnet in Krisen so fatal bevorzugen.
Der Trend wird sich weiter beschleunigen, weil die Amerikaner nach der Digitalisierung jetzt erst ihre Re-Industriealisierung entdecken. Für Innovationen, die wir momentan als zu teuer und wachstumsschädlich behaupten: Erneuerbare Energie+Elektrifizierung. Das hatte übrigens bereits unter Trump begonnen, wurde von Biden bekanntlich beschleunigt und Trump wird das keineswegs schädigen, dafür ist der zu gut beraten.