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Die einzig logische Strategie der Energie-Transformation ist deren Beschleunigung

Die politisierte Diskussion um CO2-Emissionen und deren Einsparung bewegt sich seit Jahren nicht weiter. Dabei sind typische Positionen, Maßnahmen seien von Nachteil, zu teuer, andere müssten sich zuerst bewegen oder das sei ohnehin alles aussichtslos.

Spieltheoretisch ist so ein Verhalten bestens beschrieben: Wenn alle Akteure wissen, dass eine Transformation erforderlich ist (was vorliegend schon wegen der endlichen Ressourcen niemand bestreiten kann), diese aber anfangs Nachteile hat, oft übrigens gefühlte, tritt dieses stets als besonders klug behauptete Verhalten ein: Jeder erhofft sich Vorteile, indem er zögert und die vermuteten anfänglichen Nachteile anderen überlässt. Das ist aber exakt ein nachteiliges Verhalten, denn es verkürzt die eigene Reaktionszeit, weshalb tatsächlich Akteure gewinnen, die sich zuerst auf ihren eigenen Weg machen, explizit ohne jede Berücksichtigung der anderen. Es gibt strategische Probleme, bei denen eine Reaktion auf andere Strategien optimal ist, hier ist das nicht der Fall!

Jenseits dieser theoretischen Überlegungen hat die Transformation bereits seit längerem global begonnen, sei es wegen dieser theoretischen Erkenntnis oder schlicht, weil CO2-Erzeugung teuer ist – bei weitem nicht teuer genug, aber einer der wirkstärksten ökonomischen Treiber, der Preis, ist an der Arbeit. Das wird sich sehr deutlich beschleunigen, denn die Preisunterschiede zwischen fossiler Energieerzeugung und Nutzung gegenüber Erneuerbaren sowie elektrifizierten Energiesystemen sind bereits erheblich, die Differenz wächst dabei weiter. China hat das verstanden, Amerika hat das verstanden, Trump übrigens inkludiert, jeder ökonomisch einigermaßen aufgeklärte hat das verstanden.

Investoren weltweit, ob private oder staatliche, wissen das. „Der Markt“ ist auf dem Weg. Zu langsam, zu träge, aber der Weg beschleunigt sich endlich. Umweltökonomen hatten seit Jahrzehnten empfohlen, diesen Preistreiber durch Lenkungssteuern zu entfesseln, nun hat es die Technologie getan. Der globale Wettbewerb ist klar, es geht längst nicht mehr um die Verzögerung, sondern um die Beschleunigung der Transformation. Regionen, die das immer noch nicht konsequent genug umsetzen, werden abgehängt, deren Automobilindustrie ist nur der Anfang.
Mit etwas zeitlichem Abstand lässt sich das übrigens an den langfristigen Daten längst ablesen. Die absoluten CO2-Emissionen, die gerne ins Schaufenster gestellt werden, sehen tatsächlich nach einem endlosen und aussichtslosen Prozess aus (Chart1). Hier erkennt man aber, dass es schlicht niemanden geben kann, der ein sachliches Argument hat, jemand anders möge mal beginnen. Historisch ohnehin nicht, aber zeitnah muss man schon auf irgendwelche kurzen Trends zurück greifen, um den Finger eindeutig in irgendeine Richtung zu lenken. Nimmt man (Chart2) die CO2-Emissionen nicht nach Region, in der produziert wird, sondern nach dem Konsum der Produkte, dürfen Amerikaner und Europäer ohnehin gerne etwas leiser werden.

Wenn man die Treiber der CO2-Emissionen heranzieht, wird die Transformation aber schon seit vielen Jahrzehnten sichtbar. Die Treiber sind nämlich die wachsende ökonomische Aktivität, also das BIP-Wachstum sowie das Bevölkerungswachstum. Diese beiden exponentiell wachsenden Prozesse sind unmittelbare Ursachen für die steigenden CO2-Emissionen. Bei den Emissionen pro Kopf (Chart 3) sehen wir aber in den großen Emissionsregionen schon lange einen Rückgang, was weltweit zu einer Stagnation führt und Asien wird da bald auch folgen. Besonders deutlich ist der lange zurückliegende Kipppunkt bei den Emissionen in Relation zum BIP (Chart 4).

Ich finde es richtig, wenn Klimaforscher zurecht darauf hinweisen, dass die Degression der CO2-Emissionen viel zu langsam erfolgt. Politisch finde ich es aber falsch, wenn zugleich behauptet wird, die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Bevölkerungswachstum sei nicht möglich, denn das ist längst passiert.

Alle Trends und seriösen Studien lassen sehr robust erwarten, dass diese Prozesse sich so fortsetzen bzw. beschleunigen, also einerseits die Entkopplung sogar noch weitaus schneller erfolgt, so dass die ohnehin rückläufigen anderen Wachstumsprozesse – also Wirtschaft und Bevölkerung – überkompensiert werden. Dann werden auch absolut die CO2-Emissionen sinken. Manche sehen den Kipppunkt bereits 2024 erreicht, die Daten liegen noch gar nicht vor, manche erwarten ihn in den nächsten Jahren.

Es wäre insofern sachlich korrekt, über die Geschwindigkeit zu streiten. Es hat nur Vorteile, die Transformation zu beschleunigen, national, wie global, das gilt überall. Das ist dringend notwendig, national, wie global. Dabei hilft es aber nicht, aus welcher Motivation auch immer, zu behaupten, sie finde nicht statt, sei nicht möglich oder werde nur einseitig angegangen.

Die Datenlage ist im großen ganzen mal wieder vollkommen klar, alles andere sind nur selektive Statistiken, die allenfalls eine selektiv richtige Aussage erlauben, aber gerne als Allgemeinbild behauptet werden. Bei jeder Analyse sollte man sehr kritisch bewerten, ob genau dieser Trick mal wieder verwendet wird.

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