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Die Kritik aus Norwegen und Schweden an der deutschen Energiewende ist eine am eigenen System

Kurze Klarstellung der Kritik aus Norwegen und Schweden: Die dortigen Regierungen, die nicht die heutigen sind, haben eine ökonomisch rationale Entscheidung getroffen, indem sie dem europäischen Strommarkt beigetreten sind. Das macht dort den Stromsektor zu einem starken Wirtschaftszweig. Simple Logik: Man kann sehr viel Strom sehr günstig herstellen und dafür nun Exportmärkte finden.

Ende der Erklärung. Leider nicht, denn:

Für die Verbraucher des Landes bedeutet das steigende Preise. Logisch und zwingend, weder werden die eigenen Unternehmen bessere Preise auf Exportmärkten liegen lassen, um die eigenen Verbraucher billiger zu beliefern, noch dürfen die das vorliegend – ein Markt ist ein Markt und es ist marktwirtschaftlich richtig, dass die EU das so verlangt.

Derselbe Effekt gilt zudem innerhalb beider Länder, denn es gibt dort Preiszonen mit eigenen Netzstrukturen sowie Verbundnetzen dazwischen. Daher kommen verschiedene Preise zustande, sobald die Verbundnetze ausgelastet sind. Das ist in Richtung der europäischen Exportmärkte genauso.

Hier endet die Regulierung des gemeinsamen Markts an der Physik. Was nicht lieferbar ist, kann nicht auf einem großen Markt gehandelt werden, lokal entstehen Preisdifferenzen. Das ist in ganz Europa so. Wären beliebig viele Leitungen vorhanden, hätten wir überall denselben Preis, so gleichen die sich nur teilweise aus.

Problem der heutigen Regierungen: Auch dort gibt es Rechtspopulismus und der freut sich auf die Chance, Verbraucher über hohe Preise notfalls auch auf Kermit den Frosch wütend zu machen. Versäumnisse aller Regierungen: Das den Verbrauchern erklären, ggf. finanziellen Ausgleich über die insgesamt ökonomischen Vorteile schaffen, national die Netze ausbauen sowie die Erzeugungskapazitäten regional zu verbessern.

Das haben die aber nicht getan. Vor allem in Schweden ist die Energiepolitik schwach. Im Süden stehen AKWs, die fallen gerne mal aus, die können auf Verbrauchsschwankungen nicht gut reagieren, die eignen sich gar nicht, Spitzenpreise abzufangen. Ausgerechnet von da fließt über die nur da befindlichen Leitungen viel in die EU, während parallel vom Norden der billigere Strom gar nicht durchkommt. In Norwegen ähnlich, weil es dort im Süden zu wenig Erzeugung gibt.

Nebenbei: Dass ausgerechnet die schwedische Ministerin, die explizit mit ihrer AKW-Strategie entgegen jedem Expertenrat an den erkennbaren Probleme vorbei plante, jetzt in unseren Medien mit ihren haltlosen Ablenkungsmanövern kritiklos zitiert wird, ist ein Thema für sich.
Versorgungstechnisch alles kein Problem, aber die Regierungen haben die Preiseffekte übersehen. Die Leitungskapazitäten im Inland sind zu schwach, die Erzeugung zu schlecht verteilt, im Süden ist man oft preislich auf EU-Niveau, während parallel im Norden der EE-Überschuss die Preise einbrechen lässt. Konsequenz: Im Süden doppelt so hohe Preise wie im Norden.

Jetzt beschweren sie sich populistisch über die EU als Ursache, verschweigen die eigenen Vorteile und vor allem die Versäumnisse. Das Gegenteil der Aussagen ist richtig, auch die jeweils eigenen Länder betreffend.

Was in Richtung Deutschland zutrifft, ist etwas ganz anderes: Wir haben zu viele fossile Kraftwerke im Netz, nutzen die nicht mal ausreichend und via Merit-Order plus CO2-Preissteigerungen sind wir in Zentraleuropa tatsächlich ein Preistreiber. Das ist ein Designfehler mehr, aber ein anderer und mit AKWs hat das auch mal wieder nichts zu tun. In Norwegen gibt es keine und Schweden hat sich davon eine Lösung erhofft, die es gar nicht bringen kann.

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