Als Donald J. Trump am 14.06.1946 geboren wurde, war er wie jeder Mensch zunächst für viele Jahre nicht alleine überlebensfähig. Je nach Persönlichkeitsentwicklung ändert sich das in den folgenden Jahrzehnten und wir nennen uns selbständig oder erwachsen. Das sei dann der Zustand einer alleinigen Lebensfähigkeit oder gar mehr, ist jedoch ein weit verbreiteter Irrtum, denn Homo sapiens überlebt niemals alleine, sondern durch seine Kooperationsfähigkeit. Ohne diese wäre die Spezies entweder von physisch stärkeren aufgefressen worden oder in Veränderungen der natürlichen Lebensgrundlagen untergegangen. Tatsächlich hat Homo sapiens seine Kooperationsfähigkeit insbesondere durch Technologie so weit getrieben, dass ihn die Frage, ob er damit nun selbst seine Lebensgrundlagen vernichtet, bevorzugt beschäftigen sollte.
Aber dem stehen so Leute wie Trump und deren leider Millionen zählende Unterstützer im Weg. Die modernste Form der Kooperationsfähigkeit nennt sich Weltwirtschaft. Die könnte Homo sapiens durchaus nutzen, um die Frage mit den Lebensgrundlagen und weit mehr zu seinen Gunsten zu entscheiden. Aber Trump versteht unter Wirtschaft so etwas wie einen existierenden Kuchen an Waren und Dienstleistungen, der zu verteilen ist. Nach seiner Denkweise muss man dann natürlich alles, was man für sich haben will, einem anderen wegnehmen. Dass dieser Kuchen aber zuerst zu backen ist, wozu eine Kooperation erforderlich ist, deren Funktionsweise sogar die Größe des Kuchens bestimmt, scheint ihm bereits unklar.
Das dürften Frühformen der abgebildeten Spezies besser verstanden haben, sonst wäre am 14.06.1946 anderes als die Trump-Geburt zu vermelden gewesen. Tatsächlich ist so etwas wie Wirtschaft nur möglich, wenn sich Ideen wie Wertschöpfung, Mehrwert oder im Miteinander sowie durchaus auch im Gegeneinander die gerne als „Win-win“ bezeichnete Situation ergibt. Das ist die triviale Erkenntnis, dass man gemeinsam mehr erreichen kann als alleine und wenn man sich komplexere Aufgaben in unserer technologischen Welt ansieht, sollte man klarer feststellen: Fast alles, was wir täglich tun oder nutzen, funktioniert sogar NUR gemeinsam. Mein momentan größter Hoffnungswert in einer insgesamt wenig hoffnungsvollen Phase ist tatsächlich die Erkenntnis, dass wir inzwischen bereits rein technisch/operativ weltweit so tief kooperieren, dass auch große Nationen nicht mehr alleine überlebensfähig sind.
Aber in eben jenen Nationen liegt wohl auch das Problem, welches Homo sapiens bis heute nicht in den Griff bekommt. Verhaltenspsychologische Experimente zeigen sehr gut, dass Menschen in kleineren Gruppen, auch solchen, die sich zuvor nicht kennen, Konzepte wie Kooperation und die dabei so wichtige Fairness entwickeln. Das liegt wohl an in solchen Gruppen entstehenden Beziehungen, die wir – auch die schwierigen darunter – irgendwie gut managen können. Sobald die Gruppengröße zunimmt, ist unsere Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen, überfordert und die Sache mit dem Management wird dramatisch schlechter.
Hier liegt aus meiner Sicht der Schlüssel für einen evolutionären Fortschritt: Homo sapiens muss intellektuell zutiefst verstehen, dass die entwickelten Organisationsformen wie Gesellschaften und Nationen so etwas wie stabile Beziehungen zueinander entwickeln müssen, die wir genauso managen, wie wir das in unseren direkten Beziehungsgeflechten tun. Dazu sind Regeln erforderlich, die mühsam erkämpft und in den letzten Jahren von einigen wenigen dramatisch schnell wieder zerstört wurden. Dazu sind aber insbesondere auf Ebene der Verantwortlichen Leute wichtig, die die Logik der Kooperation verstehen und darüber hinaus sogar besonders beziehungsfähig sind. Wenn man sich von Autokratien bis zu Demokratien die Mehrheit des Spitzenpersonals ansieht, hat Homo sapiens hier offensichtlich ein fundamentales Problem im Recruiting.
Der chinesische Präsident Xi, man mag von ihm halten, was man will, hat diesen längeren Text heute in Richtung Trump sehr gut auf den Punkt gebracht: „Wenn man eine andere Lampe ausbläst, wird die eigene nicht heller“.