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Die Asymmetrien in den US-Finanzdaten sind unverändert kritisch, der nächste Schauplatz ist die Rolle der FED

Kurzes und nur vorübergehendes Update der wichtigsten Daten zur Trump’schen Wirtschaftspolitik: Die wichtigste zentrale Asymmetrie der Daten setzt sich fort: Die Zinsen an den US-Märkten steigen, die Zinsdifferenz zu anderen Währungen weitet sich aus – und der Dollar fällt trotzdem. So lange dieses Muster erhalten bleibt, ist das ein Krisensignal für das US-System. Dieses Bild kann man als wichtigsten „Tacho“ für alles weitere beobachten. Wenn es nicht gelingt, das zu stoppen, wird das US-System massive Schäden erleiden. Das ist in den USA jenseits von abgedrehten MAGA-Leuten glasklar, die Zurückhaltung ist von der FED über die Wirtschaftspresse bis zu den namhaften Wall Street Leuten ist vorbei.

Das US-System ist in allen Sektoren (Staat, Unternehmen, Privathaushalte) stärker kreditfinanziert, als jedes andere. Nur zur Klarstellung: Jedes System ist kreditfinanziert, hier ist der Kredithebel aber wesentlich ausgeprägter. Das hat in den letzten 20 Jahren exzellent funktioniert, denn die Einkommen und Vermögen sind stärker als die Kredite gewachsen (genau so sollte es in jedem System sein und nur das ist eine sinnvolle Schuldenregel), zudem sind die Krisen (Dotcom-, Finanz-, Corona-Krise) besser bewältigt worden.

Dieses System darf aber nicht kippen, indem es seine Kredite durch steigende Zinsen verteuert, während zugleich die Einkommen und Vermögen fallen. Das geht schlicht finanzmathematisch sehr schnell gar nicht mehr – um die andere Seite einer wirklich klugen Schuldenregel zu nennen. Das hat sehr viele Bruchstellen, denn Kredite werden kaum noch finanzierbar, deren Besicherung durch Vermögenswerte kann für die Kreditgeber kritisch werden, rein finanztechnische Linien können reißen und Zwangsmaßnahmen (Margin-Calls etc.) auslösen, die Zeit, so etwas zu sanieren oder wieder zu drehen, kann durch Kipppunkte plötzlich vorbei sein.

Das ist kein einfach nur langsam erodierender Prozess!

Die Daten zeigen, dass es gekippt ist und nun gilt die Erkenntnis, dass das nicht lange funktioniert – nicht mehr, nicht weniger. Insbesondere die steigenden Zinsen bei den alles weitere diktierenden Staatsanleihen sickern in das Gesamtsystem. Die Volumina für Hochzinsanleihen (High Yield) und Konsumentenkredite sind zusammengebrochen, die jeweiligen Kreditnehmer können sich das nicht mehr leisten. Die Kreditkartenzinsen, für viele Haushalte so etwas wie die laufende Kasse, sind eskaliert. Wie immer teilweise durch das, was Ökonomen „Mitnahmeeffekte“ nennen, denn diese Raten sind nicht begründet – dasselbe wird man übrigens bei den Zöllen und den daraus „begründeten“ Endpreisen sehen.
Das Ganze als Nebenbefund übrigens angeblich zugunsten der Industriearbeitsplätze, deren Umfang und Bedeutung gerade aufgrund des Umbaus dieses Systems immer geringer wurde!

Je länger diese Eckdaten dauern, desto mehr werden die bisherigen Vermögenswerte zur Belastung, denn die sind wie gesagt kreditfinanziert und das wird immer teurer. Kommt die Kombination fallender Werte hinzu, haben wir die Mixtur, aus der die letzte große Finanzkrise als Auslöser entstanden ist. Ebenso darf man erwarten, dass diese insbesondere in so kurzer Zeit eskalierten Schwankungen an den sehr großen und sehr trägen Bonds-, Kredit- und Devisenmärkten so manches „Risikomodell“ von größeren Adressen des Finanzsystems aushebeln. Beim letzten Zinsanstieg durch die FED – und der kam mit Ansage sowie schrittweise – hatte es ein paar US-„Regionalbanken“ (mit der Größe europäischer Großbanken) sowie die CS in Europa erwischt.

Selbstverständlich kann man die Risiken dieser Finanzdatenmuster nicht nur auf das US-Wirtschaftssystem begrenzen, das ist mit Sicherheit mindestens bereits ein Stress-Signal für deren und damit für das weltweite Finanzsystem.

Noch lässt sich das alles stoppen, „eigentlich“ ist das nicht außer Kontrolle, die Frage ist aber, ob diejenigen an den Kontrollhebeln die dafür erforderliche Qualifikation und/oder Motivation haben. Es ist aber klar, dass der nächste Schauplatz dieses nach oben offenen Endgames um die Rolle der US-Notenbank geführt wird. An der Stelle kann es sogar enden – oder erst so richtig eskalieren.

Überlagert wird das übrigens durch eine globale Sonderkonjunktur mit geringer Nachhaltigkeit, da derzeit weltweit Hamsterkäufe ausgelöst werden, um vor irgendwelchen Zollschranken noch alle möglichen Lager zu füllen. Auch das ist gar nicht gut und daher dürfen in den kommenden Monaten gut aussehende Zahlen nicht falsch verstanden werden.
Die wesentliche Aufmerksamkeit sollte sich auf diese Asymmetrie in den Daten sowie den Schauplatz FED richten. Wenn die klug handeln darf, ihre Glaubwürdigkeit intakt bleibt und Trump glaubhaft eine Kehrtwende macht, kann dieses Gesamtbild sich so schnell drehen, wie es kam. Der „point of no return“ dafür nähert sich aber und der ist leider auch erst dann wirklich klar erkennbar, wenn er vorbei ist!

Das macht diese Krise so besonders, denn es sind tatsächlich vergleichsweise wenig Ressourcen im Gesamtsystem, auf deren Resilienz man sich in sonstigen Krisen letztlich verlassen konnte, es sind wohl die Handlungen sehr weniger, die das entscheiden.


 

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