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Ein Staat sollte keine Effizienz-, sondern eine Effektivitätsmaschine sein

Da es weiter Forderungen gibt, ein Musk/DOGE für Europa aufzulegen und dabei Begriffe wie Effizienz, Effektivität und Überregulierung (aka Bürokratie) verwendet werden, eine kurze Einordnung dieser Fachbegriffe für etwas mehr fachliche Orientierung.

Effektivität ist grob gesagt die Zielerreichung ( „wie viel erreiche ich“), Effizienz ist das Verhältnis von Ressourceneinsatz zum Ergebnis („wie gut oder schlecht wirken meine Instrumente“). Das ist keineswegs dasselbe, es kann sogar zu Widersprüchen kommen. Das erklärt ein weiterer Begriff, das „Pareto-Prinzip“: Bei vielen Projekten erreicht man anfangs mit wenig Ressourcen hohen Fortschritt, der dann degressiv verläuft, man braucht also viel mehr Ressourcen für den letzten Teil. Das bedeutet also: Mit dem Grad der Zielerreichung sinkt die Effizienz!

Daher kann es sinnvoll sein, auf die maximale Effektivität zu verzichten, um die Effizienz zu optimieren, wenn man mit Teilergebnissen zurechtkommt. Braucht man aber vollständige Zielerreichung gilt umgekehrt, dass Effektivität Priorität hat und Effizienz nachranging ist. Das bedeutet nicht, auf einen der Aspekte nicht mehr zu achten, aber es zeigt, dass man oft nicht beides zugleich optimieren kann, sondern Prioritäten setzen muss. Beispiele im Unternehmenssektor: Wenn es um die Entwicklung eines funktionierenden Produkts geht, sind Teilziele sinnlos, man erreicht das Produkt oder nicht. Also muss Effektivität Priorität haben, Effizienz kommt danach – was nicht heißt, darauf zu verzichten. Geht es aber um die Verbesserung eines Geschäftsprozesses (könnte man Bürokratie nennen), genügt oft ein Teilergebnis und es macht wirtschaftlich keinen Sinn, den ineffizienten Rest der Zielgeraden zu gehen.

Diese fachlich essentielle Überlegung geht bei DOGE komplett verloren, das Programm trägt bekanntlich nur das Ziel der Effizienzoptimierung. Gerade beim Staat ist das sehr fraglich, denn viele Aufgaben und Ziele des Staats lassen Teilziele nicht zu. Verteidigung und Bildung seien genannt, denn eine Teilverteidigung ist nutzlos und im Wettbewerb der Staaten geht es nicht um Teilbildung, sondern um Spitzenbildung. Bei der oft genannten Regulierung/Bürokratie ist diese Differenzierung ebenfalls notwendig, denn es gilt zwar zunächst wie im Unternehmen, dass hier Effizienz möglicherweise wichtiger ist als Effektivität, was aber bedeutet, auf Teile der Entbürokratisierung zu verzichten – findet ebenfalls in der Debatte nicht statt.

Aber auch das ist im Staatssektor verkürzt, denn anders als im Unternehmenssektor muss der Staat darauf achten, welche Folgekosten er im Privatsektor erzeugt – ein Unternehmen muss das grundsätzlich nicht tun. Hier gilt nun aber gerade bei der Regulierung, dass Privathaushalte und Unternehmen erhebliche Kosten zu tragen haben, wenn behördliche Entscheidungen Zeit und Aufwand verursachen, vor allem aber, wenn die letztlich scheitern, also insbesondere Genehmigungen gar nicht erteilt werden. Daher gilt für den Staatssektor also, dass bei Regulierung/Bürokratie die Effektivität sogar weit wichtiger als die Effizienz ist. Der Staat sollte also auch in dem Sektor primär dafür sorgen, seine Aufgaben vollständig (und zügig!) zu erfüllen, gerne so effizient wie möglich, aber das ist nicht mal so wichtig.

Wenn man also einen der Begriffe zum Programm erheben möchte, sollte das die Effektivität und beim Staat definitiv nicht die Effizienz sein. Das bedeutet, die staatlichen Aufgaben und Ziele zu definieren (was auch Streichungen bedeutet) sowie deren Erreichung sicherzustellen. Die in Deutschland beliebte Primärdiskussion über die Kosten dafür ist sogar kontraproduktiv.

Beim Staat gilt: Effektivität vor Effizienz!

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