Die mangelnde Innovationsfähigkeit in Deutschland kann durch zwei intellektuelle Krankheitsbilder erklärt werden, die in Deutschland weit verbreitet sind: Lineare Fortschreibung sowie kontraproduktiver Perfektionismus.
Das führt bei den S-Kurven Konzepten zu gleich zwei lebensgefährlichen Infektionen: Zunächst sterben viele Innovationen in der Anfangsphase an der linearen Fortschreibung. Übersieht man nämlich die üblicherweise exponentiellen Prozesse, so lohnen die Anfangsmühen nicht, typische Sprachregelungen: „Zu teuer“, „wer soll das bezahlen“ etc. Die darauf folgende Sprachregelung bei Eintritt eben jener exponentiellen Steigerungen lautet übrigens „Überraschung“, „konnte keiner wissen“ etc.
Daher finden bereits viele dieser S-Kurven „woanders“ statt. Das wird sogar oft mit „aber China“ selbst dann noch erklärt, wenn es dort exponentiell ausrollt. Die beigefügt abgebildete doppelte S-Kurve beschreibt Zeitpunkte, die den Umstieg von einer Innovation auf die nächste nahe legt. Da passiert gerne die Doppelinfektion der linearen Fortschreibung und des kontraproduktiven Perfektionismus, denn bei der möglichen zweiten S-Kurve wird neben der anfänglichen linearen Fortschreibung gerne debattiert, wie schwierig es ist 100% ins Ziel zu kommen – also der degressive Teil der S-Kurve als entscheidungsrelevant behauptet. Typische Sprachregelung dazu: „Nicht machbar“ und natürlich auch wieder „zu teuer“. Dass man dabei meist mit heutigen Technologien und Preisen weit in der Zukunft liegende Bewertungen trifft, sei methodisch dazu gesagt.
Aktuelle Beispiele dieser Volkskrankheit: Überlegungen zur Marktreife von E-Autos, tiefgründige Debatten über „Dunkelflauten“ sowie viele Dutzend angeblich zu teurer Themen, von Infrastrukturen, Stromnetzen und KI über ganze Forschungsetats bis zur Finanzierung von Start-Ups oder so überbewertetem Kram wie Universitäten inklusive der Vergütung dort herum lungernden Lehrpersonals.