In der einschlägigen Fachliteratur ist klar dokumentiert, dass Zölle eine sehr starke Wirkung entfalten, man weiß nur nicht, welche und wann die eintreten. Das dürfte im Jahre des Herrn 2025 stärker denn je gelten, da die globalen Lieferketten auf so ein bereits mittelalterlich stumpfes Ökonomenschwert sehr sicher mit noch viel mehr „Überraschungen“ wirken.
Zwei Beispiele von Autoherstellern: GM meldet gerade einen Geschäftseinbruch. Wenngleich es tiefe Analysegenies gibt, die auch dafür das europäische Verbrennerverbot, das es gar nicht gibt, verantwortlich machen, hat das einen anderen Grund. GM hat nämlich eine sehr tiefe Lieferkette von asiatischen Vorprodukten und muss dafür nun Zölle bezahlen, die man bisher nur teilweise an die US-Verbraucher weiter geben kann. Diese Zölle bereiten also einem US-Hersteller und den US-Verbrauchern Preisnachteile.
Anders bei BMW. Die produzieren mit geringerer Lieferkette in den USA, haben also nicht so eine hohe Zollbelastung. Sie berichten, dass man diese Belastung überwiegend an die Verbraucher weiter geben kann. Das sind aber nicht nur die US-Verbraucher, da BMW der größte US-Exporteur ist. Viele der Spartanburg-BMWs landen in Europa, wo nun europäische Verbraucher Zölle für die Vorprodukte – oft aus Europa – zahlen, die den Umweg über die USA nehmen. BMW selbst stört das nicht so sehr wie GM.
Interessant ist auch Aluminium. Das wird bekanntlich mit einem sehr hohen Zoll belegt. Gilt aber nicht für Aluminium-Abfall aus Verpackungen und Schrott. Daher kaufen US-Quellen nun zu Höchstpreisen Aluminium-Abfall, was deren Zollbelastung etwas mindert und zugleich die Recycling-Ketten in Europa disruptiert, wo nun mehr Verpackungen aus neuem, statt aufbereiteten Aluminium hergestellt werden. Das mindert die Zollbelastung von US-Lieferketten und verteuert Verpackungen in Europa, zugleich ist es ökologisch Irrsinn, da nun auch noch Verpackungsmüll mit Schweröl-Frachtern über den Atlantik fährt.
Der Aluminium-Zoll gilt aber nicht für Vorprodukte, die beispielsweise aus Aluminium-Blechen oder anderen Komponenten bestehen, für die nur der normale Zollsatz besteht. Daher kommen in den USA nun Produzenten von Aluminium-Vorprodukten unter Druck, da die nicht mehr wettbewerbsfähig zu ihren Pendants aus Asien und Europa sind. Die US-Hersteller von Autos, Landmaschinen, Flugzeugen, Gebäuden etc. kaufen nun lieber fertige Aluminium-Vorprodukte aus Asien und Europa, statt aus dem eigenen Land.
Das sind nur sehr wenige Beispiele, die zeigen, dass solche Aktionen, zumal in der kurzen Frist, ganz erhebliche Ausweichreaktionen von vielen Tausend Unternehmen erzwingen, deren gesamte Wirkung niemand mehr kennt. Dass dabei außer solchen hektischen Anpassungsreaktionen irgendein „Mehrwert“ für wen auch immer erzeugt wird, darf man als sehr unwahrscheinlich bezeichnen. Was viele, die Trump derzeit dafür auch noch feiern, ebenfalls übersehen: Diese Zoll-Aktionen haben natürlich jeweils Wellen von Hamsterkäufen ausgelöst, weshalb nahezu alle Daten der globalen Warenströme komplett verzerrt sind. Wer jetzt irgendwelche „guten Zahlen“ meldet, steht möglicherweise sogar vor einem Absturz genau dieser Werte.
Was Trump ganz sicher erreicht, ist eine tiefe Erosion des Vertrauens in seinen Wirtschaftsstandort. Rechtssicherheit und stabile Planungsgrundlagen existieren für ihn nicht – und dass er damit Investments in den USA ankurbelt, glauben ihm auch nur noch Leute, die in ihren Echokammern längst abgesoffen sind.
Hier ein Betrag des WSJ zu „überraschend“ schlechten Daten.