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Ob wir jetzt die Headlines „Google setzt auf PV“ lesen?

Google und PV – begeistert geteilt in den entsprechenden Foren, ergänzt mit Technologieoffenheit zur Abgrenzung gegenüber ideologischen Alleingängen zur De-Industrialisierung??

Vermutlich werden wir das nicht lesen.

Falls diese enorm interessante Nachricht die deutschen Medien und Echokammern nicht interessiert, hole ich sie nach: Alphabet, die Google-Mutter, wird für 4,75 Mrd. Intersect Energie übernehmen. Man hält bereits eine Beteiligung, die für 800 Millionen erworben wurde, das Invest beträgt also 5,55 Mrd. Hinzu kommen die Aufträge an die neue Tochter, die sehr innovative Data-Center-Lösungen baut.

Dazu nutzt Intersect als Erzeugung PV, teilweise auch Wind sowie BESS, also gigantische Batteriespeicher für 24×7-Leistung. Die Integration als Tochter ermöglicht, neue Rechenzentrumskapazitäten schneller online zu bringen, da die Energieinfrastruktur nun parallel und im Gleichschritt mit den Server-Clustern geplant werden kann.

Ein zentrales Vorzeigeprojekt ist das „Quantum-System“ in Haskell County, Texas. Hierbei handelt es sich um eine PV+BESS-Farm, die direkt neben einem Google-Rechenzentrumscampus errichtet wird („Co-location“). Man nimmt also das Thema Netzinfrastruktur mit allen Risiken und Kosten komplett aus dem Projekt raus.

Das geht aber weiter, unter der Führung von Alphabet soll Intersect verstärkt „Emerging Technologies“ erforschen, um Alphabet-eigene Energie-KI einzusetzen, die für Netzintegration, Netzsteuerung, Flexibilisierung und Rechenzentren der nächsten Generation entwickelt wird.

Das wirft auch ein interessantes Licht auf Unternehmertum. Alphabet sieht es offensichtlich in der eigenen Verantwortung – und, hüstel, unternehmerischen Chance – tief in Energieversorgung und Energietechnologien einzusteigen. Ein angenehmer Kontrast zu deutschen, ansonsten marktwirtschaftlich geprägten Stimmen, die verlangen, der Staat habe für wettbewerbsfähige Energie zu sorgen.

Der jetzt vorgelegte Plan umfasst bis Ende 2028 die Umsetzung von Anlagen mit 10,8 GW Leistung. Aber es sei nicht unerwähnt: Alphabet hat auch – sehr laut verbreitet – eine Option auf einen Vertrag über die Lieferung von Strom bei Kairos gezeichnet: Ab 2035 sollen hier erste SMRs mit einer Leistung von 0,5 GW in Betrieb gehen und wenn die das tun, kann Google dort Strom direkt für ca. 12 Cent pro KWh kaufen. Oder auch nicht.

Wenn man vergleicht, dass hier für 5,55 Mrd. eine eigene Gesellschaft mit weiteren Mrd. für die Errichtung von hightech PV+BESS-Farmen beauftragt wird und dem eine Option auf Bezug von SMR-Strom aus möglicherweise 0,5 GW Anlagen ab 2035 gegenübersteht, ist die Frage, worauf Google „setzt“ dann noch eine Meinungs- oder eine Ideologiefrage?

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