darkfactory

Gesellschaften und deren Entscheidungen

Dass Gesellschaften und Staatssysteme auch zu außergewöhnlichen strategischen Maßnahmen in der Lage sind, erkennt man exemplarisch an den so unterschiedlichen Norwegern und Chinesen.

Norwegen, pro Kopf auf fossilen Rohstoffen für Generationen sitzend, hat bekanntlich entschieden, die Exportgewinne in einen Staatsfonds für die Zukunft der Gesellschaft zu investieren und zugleich die schnellste Abkehr der eigenen Wirtschaft von fossilen Geschäftsmodellen in Gang gesetzt. Der deutsche Kanzler räsonierte ausgerechnet dort über die Frage, ob E-Autos in Zukunft so weit kommen könnten, wie sie in Norwegen schon länger sind. Seine Energieministerin bastelt derweil fleißig daran, fossile Geschäftsmodelle zu erhalten – was wohl die entsprechende Rohstoffe besitzenden Norweger dazu sagen?

China, lange Zeit und auch heute noch mit dem Modell billiger Massenarbeit unterwegs, hat beschlossen, ausgerechnet die Automatisierung der Industrie auf die Weltspitze zu treiben. „Dark factories“ nennen sich diese derzeit monatlich neu irgendwo hoch gezogenen Anlagen, in deren eigentlichen Produktionsprozessen niemand mehr arbeitet. Dahinter steht ein tiefes industrielles Ökosystem, denn diese Fabriken werden von führenden hightech-Maschinenbauern aufgestellt, die von PV-Paneln über diverse Elektronik bis nun auch E-Autos herstellen.

So steht die derzeit modernste Autofabrik der Welt in China, gehört Xiaomi, produziert voll automatisiert alle 76 Sekunden ein Auto. Was aber nicht weniger eindrucksvoll ist: Die Zulieferer können so eine Fabrik in drei Monaten wo auch immer auf der Welt dazu bauen, die dann ebenfalls alle 76 Sekunden ein Auto auswirft. Und so weiter und so fort. Ich hoffe, jeder findet unter Hinweis auf den gestrigen Beitrag die Exponentialkurve? Gerne an den Kanzler weiter geben, seine Bedenken könnten einer Auflösung entgegen gehen.

Einer der führenden Maschinenbauer in diesem Ökosystem heißt übrigens Kuka. Deutscher Name, inzwischen komplett chinesische Firma, in China. Der Kanzler des Ursprungslands nebst dessen Energieministerin, die viel über Wirtschaft redet, ohne dafür zuständig zu sein, schwören derweil ihr Volk auf mehr und längere Arbeit ein. Das sei für die Zukunft einer Industrienation wichtig.

Bei dem Hinweis, was Amerikaner und Chinesen über Industrie hinaus mit KI noch so alles automatisieren, belasse ich es abschließend. Insofern finde ich mehr modernes Denken weitaus wichtiger als 80er Erbsenzählerei von Arbeitsstunden und Lebensarbeitszeit.

Die Note unter einem Gutachten würde lauten: Entspricht nicht den Anforderungen.

 

 

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