Die Diskussion über eine „KI-Blase“ ist von „Meinungen“ geprägt, die nicht mal die „Internet-Blase“ der Jahrtausendwende korrekt wiedergeben. Selbst die „Big Short“-Analogie von Michael Burry wird falsch erzählt. Als der von seiner Wette gegen Nvidia&Co sprach, war er bereits dabei, die zu schließen. Die korrekte Auslegung ist, dass Burry sich außerstande sieht, in dem Markt weiter gegen irgendwas zu wetten.
Hier ein paar Korrekturen zur „Dotcom-Blase“:
– Es hat nie eine Internet-Krise oder Internet-Blase gegeben. Das wird durch die 25jährige Wiederholung nicht richtig.
– Es hat in den 90ern eine Phase der Euphorie mit hoher Bewertung nahezu aller Projekte und Unternehmen gegeben, die irgendwas mit Digitalisierung versprachen.
– Diese Bewertung wurde zur Jahrtausendwende korrigiert. In Sippenhaft sind alle Werte abgestraft worden, die mit Digitalisierung zu tun hatten und es wurden serienweise – und maximal dummerweise – Projekte per Rasenmäher eingestellt.
– Der sogenannte Crash war also eine sachgerechte Bewertungskorrektur zu einfach bewerteter Modelle mit der Folge einer übertriebenen Unterbewertung der funktionierenden.
– In der Gesamtbilanz heißt das: Es wurde in vielen Regionen ZU WENIG in Digitalisierung investiert und sehr viele exzellente Unternehmen wurden UNTERBEWRTET.
– Die sogenannten „Internet-Blase“ ist daher substanziell eine angstbesetzte Korrektur, in der es zu UNDERINVESTMENTS und UNTERBEWERTUNGEN kam. Die oft behaupteten Überwertungen und Fehlinvestments sind in der Gesamtbilanz überhaupt nicht erkennbar, das Gegenteil trifft zu!
– Tatsächlich fand eine Selektion statt, die mit den funktionierenden und nicht funktionierenden Digitalunternehmen begann. Die aber auch Investoren und Politiker auswählte, die weiter in die richtigen Themen investierten versus derer, die das nicht taten.
– Das führte zu ganzen Regionen, die an der Digitalisierung partizipierten versus derer, die meinten, das sei zu viel, zu teuer, rechne sich nicht, könne man sich sparen.
Das Ergebnis ist ein gigantischer Tisch von Digitalunternehmen, darunter eine Handvoll der ganz großen in den USA, gefolgt von knapp 100, die in Europa ALLE in der ersten Liga als Leuchttürme rangieren würden und … naja SAP vielleicht.
Tatsächlich stimme ich auch grundsätzlich nicht mit den meisten Meinung überein: Das wird sich nämlich nicht wiederholen. Es ist hoch wahrscheinlich, dass so eine Selektion wieder kommt, die wird auch an den Kapitalmärkten heftig ausfallen, bei diversen Tagesschwankungen einzelner Unternehmen passiert das bereits.
Ich kann mir aber vorstellen, dass die Investoren insgesamt klüger reagieren und die Sache mit der Sippenhaft so nicht mehr stattfindet. Ob es also wieder eine Reaktion gibt, die „Crash“ genannt werden darf, kann dieses mal sogar ausbleiben.
Wer die Kursreaktionen genau beobachtet, kann die viel selektivere Korrektur nämlich auch jetzt schon sehen. Burry ist deshalb klug genug, in dem Markt keine Wette mehr zu versuchen.



