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„Aber China“, der Wettbewerb, die Standortnachteile: Korrekte Fragen, falsche Antworten.

Sehr interessant, wie sich trotz überzeugender Daten die „aber China“ Debatte fortsetzt. Wahlweise wird auf deren ökonomische Interessen (unstrittig), deren weiteres Wachstum (genauso unstrittig, ist die eine Aussage der Daten), deren hohe CO2-Quote (die nicht höher als unsere ist), deren Neubauten an Kohlekraftwerken (Desinformation), deren niedrigen Lohn- und Arbeitsstandards sowie diverse „Vorteile“ eines autokratischen Systems hingewiesen.

Die gängigen Abwehrreflexe, um die Sachlage nicht akzeptieren zu müssen. Implizites Ziel ist die bequeme Sicht, eine fossile Industrie sei immer noch wettbewerbsfähig und daher müsse man den „teuren Klimaschutz“ schleifen, so wie es angeblich Chinesen auch tun. Wäre alles egal bzw. genauso unterhaltsam, wie Expertenmeinungen zur Aufstellung der Nationalmannschaft, wenn es nicht tatsächlich mehr denn je um genau diesen Wettbewerb ginge, der gerade in Europa so gnadenlos zuschlägt und nun auch noch eine politische Schieflage folgen könnte. Nach den Verlaufsdaten über die letzten 20 Jahre hier nun gerne die forensische Sicht in die aktuelle Sachlage.

Die CO2-Emissionen in Chinas Stromsystem sind bereits 2025 signifikant gesunken. Ebenso ist der Ölkonsum im Verkehrssektor eingebrochen. Das erfolgte anders als zu Corona bei weiter deutlichem Wachstum, insbesondere des Energiebedarf. Diese wie in den bisherigen Daten aufgezeigte parallele Entwicklung aus Wachstum und Dekarbonisierung zugleich zeigt in den beiden Sektoren also erstmals netto einen Rückgang fossiler Energieträger und damit der CO2-Emissionen. Das geht vollständig zurück auf den alles dominierenden Ausbau von primär PV- sowie danach Windenergie.

Detail zur Kohlekraft: Die singulär zitierten Neubauten an Kohlekraftwerken sind Desinformation. Es gibt bis 2029 Vorratsgenehmigungen über netto (abzüglich Rück- und Ersatzbau) ca. 60-70 GW an neuen Kohlekraftwerken. In demselben Zeitraum werden 2.700 bis 2.900 GW an neuen PV- und WKA-Anlagen erwartet. Dieser Zubau senkt die Nutzung thermischer Kraftwerke in der gesamten Flotte, namentlich die Kohleverstromung sinkt. Das ist auch ausdrücklich der Plan, die neuen Kraftwerke inkludiert. Die Aussagen, China „setze“ auf Kohle (oder Kernenergie) sind falsch, weil die Quoten dieser Erzeuger planmäßig sinken sollen und das tun sie bei den fossilen Energien entgegen des Wachstums nun auch absolut.

Kurz: Die geschilderte Metrik aus Wachstum und Dekarbonisierung kippt nun auch absolut in Richtung Reduktion. Die CO2-Gesamtemissionen sind vermutlich auf dem Peak. Einzig der Industriesektor (Chemie, Zement, Stahl) ist noch nicht gekippt. Wie das leider nirgendwo auf dem Planeten erkennbar ist.
Welche Motivation dahinter steht, darf man den Mehrjahresplänen einfach mal entnehmen: Wachstum und Dekarbonisierung zugleich, ersteres als Aufholeffekte zuerst, zweiteres danach. Genau das zeigen auch die Daten, es gibt also den behaupteten Widerspruch nicht und der Punkt, an dem die Dekarbonisierung das Wachstum überholt, ist erreicht.

Das wiederum hat Gründe, denn wir sehen hier das mit Abstand aggressivste Elektrifizierungsprogramm weltweit. Das geht auch einher mit einer Automatisierungswelle in Form von Dark Factories, in denen die modernsten Roboter mit der billigsten Erneuerbaren Energie ohne die angeblichen Heere an Billigarbeitern modernste Produkte in einer nie gekannten industriellen Skalierung produzieren – was ebenso Teil der Wettbewerbsfähigkeit ist. Nebenbei bemerkt werden die großen PV-Parks ebenfalls von Spezialrobotern errichtet, so viel zum „Handwerkermangel“ und dem „Billiglohnland“.

China definiert hier nichts anderes als den zukünftigen Industriestandard: Erneuerbar versorgt, hoch automatisiert, dramatisch skaliert, elektrifiziert und damit: Hoch effizient.

Wer über Wettbewerb redet, sollte ihn verstehen.


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