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Die Gefährlichkeit von Covid-19 ist die Geschwindigkeit

Der Londoner Wissenschaftler Adam Kucharski hat eine ebenso simple wie geniale mathematische Modellrechnung präsentiert, die eindrucksvoll zeigt, was ich zur Metrik von Covid-19 bereits länger berichte: Die Gefährlichkeit der Erkrankung ist nicht primär die Sterberate pro Infizierten (IFR oder Letalität), sondern die außergewöhnliche Geschwindigkeit der Ausbreitung. Es wird viel zu viel über diese IFR gesprochen, leider auch von Wissenschaftlern. Es wird viel zu oft verharmlost mit Werten unter 1%. Es werden immer noch zu viele Grippevergleiche herangezogen.

Die Sterbezahl ist eine einfache Formel, es ist MENGE x STERBERATE. Beide Faktoren sind maßgeblich und eine Pandemie, die in wenigen Wochen Millionen Menschen weltweit infiziert, muss halt bezüglich des ersten Faktors beachtet werden. Dass dann auch noch LongCovid hinzukommt, sollten wir nicht übersehen, denn auch das erzeugt diese Pandemie in einer millionenfachen Menge.

Was Kucharski hier mathematisch aufzeigt, ist keine präzise Berechnung, sondern ein Modell, das aber vollkommen zutreffend die Charakteristik aufzeigt. Denn: Eine tödlichere Variante von Covid-19 erhöht den o.g. Faktor der IFR. Der Einfluss auf die Sterbezahlen ist also proportional. Kucharski rechnet hier exemplarisch sogar mit einem um 50% gefährlicheren Virus, an dem also durchgängig 50% mehr Infizierte versterben.

Klingt bereits beeindruckend, ist es aber nicht. Denn: Eine infektiöseres Virus mit einer noch schnelleren Ausbreitung wirkt exponentiell und eben nicht proportional auf den Faktor Menge. Dadurch fordert bereits nach kurzer Zeit eine infektiösere Variante bei gleichbleibender Sterblichkeit erheblich mehr Opfer.

Die Gefährlichkeit der Erkrankung ist ihre Geschwindigkeit. Nimmt die weiter zu, fordert das mehr Opfer, als eine tödlichere Variante. Wann verstehen das die Irrlichter, die immer noch mit Ioannidis-Studien (Kommentar „Eine Ioannidis-Studie mehr“) herumirren und von unter 1% Sterblichkeit faseln.

Die UK-Mutation ist also weitaus ernster zu nehmen, als die wohl tödlichere, aber nicht deutlich infektiösere aus Süd Afrika. Sie ist in Dänemark am Werk, sie ist in den Niederlanden nachgewiesen und sie dürfte sich auch bei uns durchsetzen. Die Forderungen nach einer Verschärfung der Maßnahmen sind richtig. In UK und in Irland ist erkennbar, dass man auch die neue Variante einfangen kann. Wir sind nicht hilflos.

Damit das mit den Mutationen nicht zu einem Dauerthema wird, welches schlimmstenfalls sogar die Impfstrategie torpediert, gibt es jetzt nur eine klare Botschaft: Dieses ständige, unendlich teure und zeitraubende Nachjustieren von Maßnahmen muss nicht nur aufhören, es gilt jetzt zudem die Ziele klar zu benennen: ZeroCovid für Europa und wer das nicht hinbekommt, wird mit Reisebeschränkungen belegt. Das ist innerhalb unseres Landes vorgesehen, das braucht Europa genauso.

 

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