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Bad news – oder eine Chance zum Umdenken?

Don´t kill the messenger: Leider bestätigt sich das zuletzt am 13. Februar beschriebene Szenario nun recht deutlich: Gestern berichtete das RKI, dass die um 30% bis 50% infektiösere Variante B.1.1.7 ihren geschätzten Anteil von 5,6% auf 22% binnen zwei Wochen fast vervierfacht hat (Faktor 3,92).

Hier ist der komplette Bericht als PDF abrufbar.

Unverändert ist Deutschland ein Flickenteppich bezüglich des Nachweises der Mutationen. Der RKI-Bericht weist entsprechend erneut auf die Unwägbarkeiten hin, die Daten auf die Gesamtsituation hochzurechnen. Das dürfte aber nicht der relevante Punkt sein, denn aus UK, Irland und Portugal ist bekannt, dass gerade diese besonders infektiöse Form vor allem regional enorm schnell zu einer Eskalation der Pandemie führen kann. Es ist daher von zentraler Bedeutung, die regionale Ausbreitung so schnell und so konsequent wie möglich zu verhindern. Genau dieses Konzept fehlt ausgerechnet im föderalen Deutschland, weil unsere Ministerpräsidenten zu schwach für diese Krise sind.

Bereits seit einigen Tagen beobachte ich, dass der Halbierungstrend bei den Infektionszahlen gestört ist. Tageswerte sind aufgrund der schwachen Testinfrastruktur nicht aussagekräftig, aber leider muss ich heute mein Zögern aufgeben und die schlechte Nachricht melden: Der Trend ist gestoppt, wir sehen unter den noch bestehenden Lockdown-Bedingungen wieder ein leichtes exponentielles Wachstum, also das vermutete Szenario. Dazu habe ich die Daten der letzten Wochen im folgenden Chart verdichtet.

 

Die ungenaue Handskizze in berechneten Daten: Der stabile Abwärtstrend (nicht durch die Wochenenden unserer Gesundheitsämter irritieren lassen!) mit einer Halbierungszeit alle 20 Tage ist nun in einen Aufwärtstrend gewechselt, dessen Verdopplungszeit momentan bei >300 Tagen liegt. Letzteres ist ein eher theoretischer Wert, denn nach so wenigen Tagen kann man ihn aus den Daten nicht seriös ableiten und zudem ist leider zu erwarten, dass der Trendwechsel sich nun mit weiterer Durchdringung von B.1.1.7 beschleunigen wird.

Es geht momentan auch nicht um die Feststellung, wie stark das exponentielle Wachstum trotz Lockdowns möglicherweise sein mag, der Trendwechsel alleine muss nun genügen, um festzuhalten: B.1.1.7 ist der neue Feind und unsere Mittel genügen ihm nicht!

UK, Irland und Portugal haben gezeigt, dass man auch B.1.1.7 in die Knie zwingen kann. Es war dort aber von besonderer Bedeutung, die betroffenen Regionen schnell abzuriegeln. Regionale Maßnahmen sind der Kerngedanke der erfolgreichen Pandemie-Bekämpfung, so lange es keinen ausreichenden Impfschutz gibt.

Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb das in Deutschland ein solches Tabu ist. Nur so kann man dem Virus Raum nehmen, die Ausbreitung in der Fläche verhindern, Lockdown-Maßnahmen auf das notwendigste begrenzen, diese kürzer und effektiver durchführen. Die meisten Länder in Ost-Asien sind gänzlich ohne flächendeckenden und langen Lockdown ausgekommen und dort, wo die Pandemie im Griff ist, wie in Neuseeland oder Australien, sehen wir bei kleinsten Ausbrüchen lediglich sehr begrenzte Maßnahmen in den jeweiligen Städten oder Regionen.

Angesichts der nicht mehr zu diskutierenden Datenlage, die leider – und das will ich nur kurz erwähnen – ergänzt wird durch die ersten Studien aus UK, die B.1.1.7 eine tödlichere Wirkung zuschreiben und zudem die Vereinigung mit den Mutationen aus Südafrika nahelegen, kann es in Deutschland nicht mehr um den Osterurlaub gehen.

Wir sollten diese wirklich schlechten Nachrichten vielmehr als Chance sehen, umzudenken. An NoCovid führt kein Weg vorbei. Es ist nicht nur der effektivste, kürzeste und beste Weg, mit dem Virus zu leben, bis es medizinisch im Griff ist, es ist zudem ein Weg, den uns die Natur ohnehin aufzwingt. Wir können natürlich mit teuren und leidvollen On/Off-Chaosmethoden weiter machen, weil wir partout glauben wollen, es nicht anders zu können. Wir werden dann aber letztlich bei jedem Fehler durch die Wirklichkeit doch wieder in Richtung NoCovid gezwungen.

Wir sollten diesen Weg nicht mehr verweigern, sondern akzeptieren. Alles andere erzeugt nur noch mehr Schäden!

 

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