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Diese russische Kriegsführung ist nicht neu und kann nicht mehr geleugnet werden

Singuläre Kriegsberichte oder Kriegsbilder muss man gewiss mit kritischer Distanz sehen. Daher habe ich dazu bisher nur den NYT-Beitrag mit der Satelliten-Analyse zu Bucha empfohlen. Welche Reaktionen sich bis jetzt in bestimmten Kreisen zu Bucha halten, hat mit kritischer Distanz jedoch nichts mehr zu tun. Ganz im Gegenteil werden die Medien-Berichte stereotyp und vollkommen unkritisch als Fälschungen abgetan. Gerne verbunden mit uralten Geschichten über Irrtümer und absichtliche geheimdienstliche Fälschungen insbesondere im Rahmen des zweiten Irak-Kriegs.
Dabei wird übersehen, dass es letztlich die westlichen Medien waren, die solche Irrtümer und Fälschungen aufgedeckt und auch aufgearbeitet haben. Das hat auch in den westlichen Demokratien zu einer politischen Aufarbeitung geführt. Diese mag man als unzureichend empfinden, insbesondere weil es nicht zu Konsequenzen für Verantwortliche geführt hat, aber das mit dem Regime in Russland gleich zu setzen, ist schlicht grob falsch.
Wer aktuelle Berichte reflexartig als Fälschungen bezeichnet und bei der russischen Kriegsführung ebensolche Reflexe mit Hinweisen auf US-Kriegsverbrechen liefert, will offensichtlich weder erkennen, dass es dabei relevante Unterschiede gibt und dass es mit der Bewertung dessen, was Russland in der Ukraine gerade treibt, nun mal rein gar nichts zu tun hat.
Ebenso wird übersehen, dass in unserer Welt der Echtzeitmedien mit Originalmaterial von Satelliten, Drohnen, Abhörtechnologien und tausenden privaten Smartphones ein Datenumfang entsteht, der zwar im Einzelfall sogar besonders leicht, in der Summe aber gar nicht mehr fälschbar und auch nicht mehr zu verheimlichen ist. Es mag also viele falsche Twitter-Meldungen oder Fakevideos geben, aus welchen Quellen auch immer, aber das tatsächliche Geschehen wird letztlich aufgelöst werden – und zwar recht schnell.
Das besonders bedrückende an der Diskussion in unseren sozialen Medien ist die Tatsache, dass ja nicht mal diese Nachrichten neu sind, sondern nur unsere Aufmerksamkeit dafür. Diese russische Kriegsführung ist seit einer Dekade bekannt und ausreichend dokumentiert.
Daran ist nichts neu. Bis zum „Einsatz“ der Wagner-Gruppe sind diese verbrecherischen Terror- und Mordmethoden von Tschetschenien bis nach Afrika dokumentiert. Es hat nur bisher kaum jemanden interessiert – das ist offensichtlich bei bestimmten Kreisen immer noch so. Wenn man solchen Profilen auf Social Media folgt, einige tauchen als Kommentare auch unter meinem Facebook-Profil auf, ich lasse es bewusst zu, kann man nur noch fragen, ob das bezahlt wird oder nur noch pathologisch ist.

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