Wie schnell das geht: Vor drei Tagen auf die Turbulenzen an den Anleihemärkten hingewiesen. Nun sind die Spreads (Renditedifferenzen) im Euro-Raum sprunghaft gestiegen und die EZB hat gestern in einer Krisensitzung aus meiner Sicht sehr schwach reagiert. Man hat angekündigt, verbliebene Mittel aus dem Corona-Programm zur Stützung Südeuropäischer Märkte aufzuwenden und weitere Programme „in Auftrag gegeben“. Darüber soll also nachgedacht werden. Kein guter Auftritt!
Ob das zur Beruhigung beiträgt, darf nämlich leider bezweifelt werden. Zur Erinnerung: Exakt dieses Szenario war mal Anlass für die bekannte „what ever it takes“ Ansage von Drahgi. Unterschied jedoch: Da gab es eher Deflationsgefahren und die Ausweitung der Geldmenge war sogar geboten. Jetzt steht die EZB vor dem Spagat, die Inflation geldpolitisch zu bekämpfen und diese Spreads, die sie als Spekulation bezeichnet, einzudämmen.
Die Frage ist: Womit? Es wäre vielleicht besser gewesen, die EZB hätte sich dazu erst mit besseren Antworten geäußert. Ob das nun Spekulation ist oder nicht, kann man diskutieren, aber es ist zu befürchten, dass nun genug Spekulanten sehr genau schauen werden, ob diese EZB nicht vielleicht doch angegriffen werden kann.
Ifo-Chef Clemens Fuest drückt das deutlich aus: „Das ist ganz klar die Rückkehr der Euro-Krise.“ Ich fürchte, dass man es genau so sehen muss und dass die EZB mit dieser fast schon hilflosen Reaktion nichts Gutes bewirkt hat.
Wir können froh sein, dass der Euro so groß ist und die Volumina für angriffslustige Hedge-Fonds keine Kleinigkeit darstellen. Aber die könnten sich durchaus absprechen. Die EZB muss jetzt sehr schnell liefern, sonst kommt da ein Casino in Gang, das längst durch regulatorische Wege hätte eingefangen werden müssen. Nun geht es wieder darum, wer mehr Geld gegen wen wetten kann.
Das ist ehrlich gesagt: Mist!