Eine Lanz-Sendung zeigt zugleich, wie intakt die Meinungsfreiheit ist und wie effektiv man sie beschädigen kann
Die Lanz-Sendung zur Meinungsfreiheit macht gerade die natürlich gewollte Empörungsrunde. Das Thema ist mal wieder geschickt gesetzt, denn ausgehend von dem diesbezüglich vorzüglich geeigneten US-Vize und unserer politisch/gesellschaftlich neusten Errungenschaft namens AfD wird das bekanntlich für Deutschland ganz besonders kritisch gesehen. Es wird sogar täglich Millionenfach kritisch geäußert, dass man sich gar nicht mehr äußern kann und dass über dieses oder jenes keiner spricht. Niemand kann diesem Millionenfachen inneren Widerspruch mit gekonnter Selbstwiderlegung entgehen. So auch „beim Lanz“. Formal alles fein, denn einmal mehr erleben wir, wie intakt die Meinungsfreiheit
Die Staatsquote in Deutschland signalisiert tatsächlich Herausforderungen – aber das ist nur ein Nebenbefund, der selten korrekt eingeordnet wird
Das statistische Bundesamt meldet den Anstieg der Staatsquote auf 49,5% und schon geht es los: Sozialismus, Staatswirtschaft, Planwirtschaft sind die typischen Kampfbegriffe, teilweise sogar renommierte Ökonomen, die sich tatsächlich viel differenzierter äußern, werden mit verkürzten Aussagen zitiert, eine Staatsquote über 50% sei generell kritisch. Bei den typischen Schuldzuweisungen geht es dann munter durcheinander, das sind Folgen einer linken Politik und
Milei und Trump gleichzeitig zu feiern, belegt nur fehlenden Sachverstand – und „libertär“ sollte man nicht auch noch dazu sagen
Wer sich gleichzeitig für die Trump-Politik und die des Argentiniers Milei begeistert, beweist vor allem seinen geringen Sachverstand. Die versuchen sich nämlich gerade in substanziell komplett gegenteiligen Maßnahmen und es könnte Milei zudem passieren, dass er zum Kollateralschaden dieser blindwütigen US-Politik wird. Milei räumt nämlich insbesondere mit dem protektionistischen Teil des Peronismus auf, eine dringend notwendige Maßnahme. Das heißt aber:
Die Asymmetrien in den US-Finanzdaten sind unverändert kritisch, der nächste Schauplatz ist die Rolle der FED
Kurzes und nur vorübergehendes Update der wichtigsten Daten zur Trump’schen Wirtschaftspolitik: Die wichtigste zentrale Asymmetrie der Daten setzt sich fort: Die Zinsen an den US-Märkten steigen, die Zinsdifferenz zu anderen Währungen weitet sich aus – und der Dollar fällt trotzdem. So lange dieses Muster erhalten bleibt, ist das ein Krisensignal für das US-System. Dieses Bild kann man als wichtigsten „Tacho“
Die möglichen und widersprüchlichen Pläne hinter der US-Zollpolitik laufen auf einen Konflikt mit der FED hinaus
Das WSJ hat vor zwei Tagen bereits einen Hintergrundbericht gebracht, demzufolge US-Finanzminister Bessent, unter den teilweise als Zombie-Schwätzer zu bezeichnenden Leuten der Trump-Clique eine Ausnahme mit Fachwissen, den Präsidenten von dem Zoll-Moratorium für 90 Tage überzeugen konnte. Bessent plant demnach, die Zölle zu nutzen, um China zu isolieren, diese also für den Wirtschaftskrieg gegen den Hauptgegner einzusetzen. Ich übersetze das
Wer vorne liegt, sollte wachsendem Wettbewerb nicht von hinten begegnen
Es gibt zwei große Trends in dem ökonomischen Miteinander der Menschheit: Erstens interessieren Konsumenten sich grundsätzlich für alles, was es gibt und sie wollen das zum besten Verhältnis aus Preis und Leistung. Unternehmen und Handelswege bilden das nur ab. Ein recht altes Beispiel dafür ist ein Produkt namens „Pfeffer“. Zweitens versuchen Menschen schon immer, alles, was sie brauchen, in Herstellung
Das WSJ widmet die komplette Aufmachung der Vernichtung von Trump
Ich habe noch nie so eine vernichtende Aufmachung des stramm rechtskonservativen WSJ erlebt. Trump bekommt hier eine konzertierte Serie von Ohrfeigen, die wohl nur durch einen Ultrakommunisten als Präsident noch gesteigert werden könnte. Wenn man sich im Vergleich die brave deutsche Wirtschaftspresse ansieht, fragt man sich, was die derzeit so recherchieren? Nun ist beim WSJ übrigens auch das Meinungsressort gekippt.
Wir sehen in den USA nichts geringeres als die Kriterien einer Kapitalflucht, einer beginnenden Finanzkrise und einer bereits begonnen Wirtschaftskrise
Inzwischen finde ich es amüsant, dass es immer noch tapfere Trump-Fans gibt, die aus den jüngsten Turbulenzen etwas geniales zu entnehmen glauben. Führend in dieser Ökonomiemärchenstunde ist derzeit der fallende Dollar, der sei ja Absicht und werde die Exporte ankurbeln. Außerdem müssten jetzt die Zinssenkungen kommen, das sei der nächste Schritt des genialen Plans. Wegen der Staatsschulden und so. Kann
Stehen die USA vor einer selbst verschuldeten Finanzkrise, in der Brandstifter und Feuerwehr identisch sind?
Ein tiefer Wirtschaftsphilosoph prägte mal den Satz: „Entscheidend ist, was hinten raus kommt.“ Hier die ersten Bilanzen der Trump-Regierung: – Elon Musk versprach mit DOGE zunächst 2 Billionen Einsparungen, dann 1 Billion, geliefert hat er 150 Milliarden. Die dadurch verursachten Schäden werden nicht bilanziert. Vielleicht tun unabhängige Analysten das mal. – Trump versprach Einsparungen von 1,5 Billionen im Gesamthaushalt. Der
Was, wenn der Führende eines Spiels suizidal wird?
Donald et al. werden eine neue Forschungslinie der Spieltheorie begründen, denn es ist bisher zu wenig erforscht, was passiert, wenn ein überlegener Akteur die wesentlichen Mechanismen seines Erfolgs ohne äußeren Zwang einem Suizid zuführt. Das inzwischen mit Verzweiflungssymptomen kämpfende WSJ,
Es geht nur noch um die Höhe des Schadens
Wer meint, die fallenden Börsen seien nur ein Casino, sei „beruhigt“, die Zöllerei wird die Realwirtschaft treffen. In den USA rechnet die Notenbank von Atlanta einen Frühindikator für das US-Wirtschafts“wachstum“. Der ist meist recht treffsicher und für diese Daten typischerweise
Deutschland braucht kluge Leute, die wissen, warum sie diesen Begriff nicht nutzen
Exemplarisch für viele, die es vielleicht immer noch nicht verstanden haben oder deren Agenda unklar ist, räsoniert der „Investor“ Frank Thelen über den Bedarf eines DOGE-Programms für Deutschland. Dazu verlinkt er sogar ein Musk-Interview mit Fox News. Wer sich fachlich
Europa hat die Ressourcen aus der Polikrise gestärkt hervorzugehen – das Ergebnis liegt (noch) in unserer Hand
Es ist gut und letztlich eine Chance, dass in ganz Europa nun eine ehrliche Debatte über die geopolitische und geoökonomische Lage stattfindet. Der Begriff einer Multi- oder Polikrise ist angebracht, da zeitgleich mehrere Eckpfeiler europäischer Politik weggebrochen sind. Eine Strategie
Wenn man eine andere Lampe ausbläst, wird die eigene nicht heller
Als Donald J. Trump am 14.06.1946 geboren wurde, war er wie jeder Mensch zunächst für viele Jahre nicht alleine überlebensfähig. Je nach Persönlichkeitsentwicklung ändert sich das in den folgenden Jahrzehnten und wir nennen uns selbständig oder erwachsen. Das sei dann
Eine kurze (!) Einordnung der neuen Schuldenbremse
Zur Schuldenbremse einige kurze erste Gedanken und auch einige Korrekturen von Desinformationen. i) Zunächst wurde der Begriff der „Verteidigung“ sehr breit gefasst, insofern er auch kritische Infrastrukturen, Sicherheitsdienste, Cyberabwehr etc. umfasst. Das ist also mehr als „Bundeswehr“ und das ist
Wenn man glaubt, man sei klüger als „der Rest der Welt“, könnte das ein Irrtum sein
Die USA haben den größten Kapitalmarkt und einen expansiven Haushalt, China hat eine strategische Regulierung, einen technologiefokussierten Kapitalmarkt und einen expansiven Haushalt, Europa hat die EU-Regulierung, der Euro-Raum hat Maastricht und Deutschland die Schuldenbremse. Die Kapitalmärkte sind klein, risikoavers, überreguliert
Ein (hoffentlich) letzter Kommentar zur Lindner-FDP
Für Deutschland ist es eine Tragödie, dass mit Christian Lindner ein deutlich unterschätzter Politiker durch das Amt des Parteivorsitzenden sowie die Wahlsymmetrie in einer geopolitischen und geoökonomischen Multikrise großen Einfluss erhielt. Denn was unterschätzt wurde, ist seine umfassende Inkompetenz. Die
Einigt Euch!
Die Sachlage ist einerseits leider sehr klar mit der Schulnote „ungenügend“ bzw. im akademischen Umfeld mit „entspricht nicht den Anforderungen“ zu bewerten. Die notwendige Reform der Schuldenbremse wurde von den Hauptverantwortlichen gesellschaftlich/politisch maximal untauglich vorbereitet und sie wird bis heute
Was niemals gut ausging, kann man offensichtlich trotzdem nochmal versuchen
Kardinal Richelieu musste vor jetzt 400 Jahren erkennen, dass Zölle genau zwei wesentliche Eigenschaften haben: Erstens: Sie wirken sehr stark. Zweitens: Niemand weiß, was sie bewirken. Die Handelsbeziehungen Frankreichs waren vor 400 Jahren bereits zu komplex, um mit Zöllen gezielte
Eine Kandidatendebatte ohne Relevanz oder Substanz
Wir haben gestern vermutlich die aggregierte Wucht und Denktiefe der zukünftigen Bundesregierung in vorauseilender Assistenz besonders kritisch ambitionierter Starjournalisten erlebt. Der Fokus galt der Frage, wie man die Diskursverschiebung zu unterkomplex und hilflos bedienten Migrationsfragen fortsetzen kann. Wem das kraft-
Eine Kurzanalyse in „der Wirtschaft“ über die Folgen „der Energiewende“
„Die Wirtschaft“ leidet unter „der Energiewende“ und kann nur abwandern, „De-Industrialisierung“ schreitet voran. Dies und viele Bild/Spahn/AfD et al. Expertenthesen lese ich oft, so auch zuletzt von einem CEO eines mittelständischen Industriebetriebs. Ich bot ihm an, seine Energiebeschaffung mal ohne
Diese Woche im Bundestag war eine Tragödie – mit noch offener Tragweite
Wer noch ausreichend Abstand zu der bewusst verzerrten öffentlichen Maximalerregung hat, kann leicht recherchieren, dass die Parteien jenseits der AfD sich einig waren, eine Fokussierung auf Migration im Wahlkampf zu vermeiden. Mit eben diesem Abstand kann man auch zu der
Es gibt keine AI-Blase sondern noch dringenderen Handlungsbedarf
Die Reaktionen auf die AI-Nachrichten der letzten Tage sind leider nicht ermutigend. Zunächst kam Trump mit einem 500-Milliarden Projekt für AI-Rechenleistung und dann China mit einem neuen Modell, das mit dieser Rechenleistung viel effizienter umgeht. In den Medien und Kommentarspalten
Wenn AI effizienter wird, entwickelt sie sich nicht „sparsamer“ sondern noch schneller
Wenn der AI-Hype erschüttert wird, folgt der Nachrichten-Hype. Demnach definiert der chinesische Hersteller Deepseek KI neu, Billionen an Börsenwert gehen verloren, alles stürzt zusammen, die Techblase platzt, viele wussten alles schon immer. Abwarten! Klar ist bisher relativ wenig, obwohl Deepseek
Der AI-Wettbewerb wird die gesamte Wirtschaft dominieren – Europa muss sich dem dringend stellen
Viele Europäer verstehen den AI-Boom in den USA nicht, wie sie das ganze AI-Thema nicht verstehen. Während oft von Blase oder Hype die Rede ist, werden in Europa vor allem Datenschutz und Regulierung diskutiert. Kurz: Die Amerikaner investieren Billionen in
Es gibt nichts zynischeres als Gesundheitsökonomie
Bereits Anfang der 90er durfte ich über Projekte in der Versicherungswirtschaft erste Studien zur Gesundheitsökonomie lesen. Da wurde nüchtern analysiert, dass Vorsorge für die meisten Krebsarten unwirtschaftlich ist. Grund: Es gibt wenige Betroffene und die sterben mit geringen Therapiekosten sehr
Steuerdebatten führen in Deutschland zuverlässig ins Nichts
Nun gibt es im deutschen Wahlkampf mal wieder eine Steuerdebatte. Die spielt nicht ganz die Rolle wie damals bei dem „Professor und dem Bierdeckel“, aber sie geht natürlich wie immer schief. Zentral ist erneut eine „Gerechtigkeitsdebatte“ mehr. Es ist interessant,
Die IEA berichtet nicht über ein „Comeback“ der Kernenergie, sondern über deren Marginalisierung – gegen die mehr staatliches Geld gefordert wird
Parallel zu dem gestern kommentierten Bericht des französischen Rechnungshofs, der die Aussetzung aller laufenden Kernenergiepläne fordert, trat der IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol vor die Presse, um einmal mehr ein „Comeback“ der Kernenergie zu verkünden. Dazu legte er einen – sehr guten!
Der französische Rechnungshof verlangt nichts geringeres als die Aussetzung aller Kernkraftpläne
Die angebliche Renaissance der Kernenergie begrenzt sich faktisch auf einige Start-Ups, die an SMRs arbeiten sowie den diversen Forschungslinien zur Kernfusion. Vielleicht kann man das für eine seriöse, finanzierbare, versorgungssichere Energiepolitik irgendwann berücksichtigen. Für die nächsten Dekaden ist das auszuschließen.