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CoroNews 07.05.2020

Heute viel Lese- und ausgezeichneter Hörstoff.

Seit gestern wissen wir nun also, dass wir uns locker machen können. Aber nur dort und so lange es geht. Naja, Rosenheim wäre dann schon nicht mehr so locker – aber es ist ohnehin Ländersache. Stimmt so auch nicht, denn in den Ländern ist es Sache der Landräte und der Gesundheitsämter. Stimmt aber auch nicht so ganz, natürlich sind die Ärzte auch noch dabei – denn weiterhin gilt die Strategie, dass zunächst das ambulante medizinische System Covid-19 „aufnehmen“ und weiter entscheiden soll. Weiter föderalisieren lässt sich das nicht mehr. Ich sammle gerade Berichte, wie das in der föderalen Praxis aussieht – ich sage mal vorab: Unterschiedlich. Wer eigene Erlebnisse hat, gerne kommentieren oder per PM senden.

Da in dem ganzen Paket von gestern nichts zu Reisebeschränkungen gesagt wurde, ist das mit den Unterschieden aber vielleicht ohnehin nur vorübergehend. Wir werden sehen, ich werde berichten. Nicht mehr berichten wird das RKI, welches seine tägliche PK nun eingestellt hat. Bei Fragen fragen Sie ihren Arzt oder Landrat. Die Kanzlerin meinte: „Wenn wir das Vertrauen nicht haben, dass Landräte und Gesundheitsämter gut arbeiten, dann können wir einpacken, dann ist das nicht mehr unsere Bundesrepublik.“

Die müssen alle bessere Quellen haben als ich. Fauci lässt keinen Tag aus, vor der Wucht der zweiten Welle zu warnen. Aber das ist natürlich alles weit weg. Außer Österreich ist es um uns herum immer noch vergleichsweise unlocker, wobei deren Zahlen einfach deutlich besser sind. Trotzdem Gelegenheit, gleich weiter vorzupreschen und sehr offen Allianzen zu schmieden. Ich mag über Laschlindner gar nichts mehr schreiben, aber die drängen sich halt auf. Immer klarer, immer ehrlicher – immerhin. Ist das Mut? Ist das Ignoranz? Oder wissen sie mehr – warum teilen sie das nicht?

Das Wissen aus NRW in Form der Heinsberg-Studie wird nun, da es eine Heinsberg-Studie gibt, wissenschaftlich diskutiert. Auch dazu wollte ich nicht mehr viel sagen, aber es geht einfach viel zu quer. Die Studie ist in sich vollkommen in Ordnung, wie sie nun medial kritisiert wird, muss so nicht sein. Anbei der sachlichste Beitrag, den ich gefunden habe. Es geht i.W. um die Übertragung der Ergebnisse auf das Bundesgebiet und um Bandbreiten bei den Ergebnissen. Da ist in der Studie nicht so viel Gold, wie gedacht, aber lassen wir es. Sie bestätigt im Wesentlichen vorherige Schätzwerte und Ergebnisse anderer Autoren, die Übertragbarkeit vieler Daten ist gering und sie ist im statistischen Bereich kein Meisterwerk – was mit dem namensgebenden Professor wenig zu tun hat. Fürchterlich ist allerdings, wie diese Studie in Kreisen herumgereicht wird, die daraus gerne alle möglichen Dinge ableiten wollen. Alles Unfug, kein Widerspruch zum sonstigen wissenschaftlichen Konsens, keine größere Bedeutung. Punkt.

Laschlindner haben sicher bessere Quellen?

Vermutlich auch zur wirtschaftlichen Entwicklung, die den beiden ach so wichtig ist. Bahnbrechende Pläne zur Ermöglichung von Urlaubsreisen, Öffnung von Läden auch über 800qm und Kneipen (aka Wirtschaft?) mit 50% Kapazität habe ich vernommen – anderes nicht. Aus meiner Sicht ein gewisser „Kontrast“ zur Nachrichtenlage. So langsam trudeln die ersten Daten ein und die sind – Überraschung – nicht so ganz so gut. Hat natürlich mit dem Lockdown zu tun, schon klar, deshalb jetzt die Läden und Kneipen. Alles klar.

Aber schauen wir mal hin: Es sieht in Europa recht düster aus, auch im zukünftigen Ex-Europa in UK ist es nicht schön. Die Briten erwarten die tiefste Rezession seit 325 Jahren, in der EU geht man derzeit von -7,7% für das Gesamtjahr aus – bei einem Korridor von -9,4% in Spanien bis zu -5,5% für Österreich, Deutschland bei -6,5%. Schon klar, alles der Lockdown. Fühle mich daher wohl bei Laschlindners Ideen, dagegen endlich mal was zu tun. Aus meiner Sicht sind diese Zahlen übrigens reine Spekulation, zumal die EU-Kommission von einer baldigen Stabilisierung auf niedrigem Niveau und dann einem starken Wachstum im kommenden Jahr ausgeht.

Haben die Laschlinders Plan einer zweiten Welle dabei berücksichtigt?

Damit zur Frage: Was tun? Nun, dass eine Insolvenzwelle zu erwarten ist, wundert kaum. Die Bundesbank hat sich dazu geäußert und gesagt, die Banken in Deutschland seien zwar unter Druck, aber es sollte genug Reserven geben, das aufzufangen. Nur zur weiteren Erläuterung: Man hat jüngst die Bewertungsrichtlinien pro-aktiv gelockert, das schafft weitere Reserven. Klarer ausgedrückt: Die Banken müssen Kredite nicht mehr so schnell abschreiben, säumige Zahler nicht mehr so heftig handhaben und das Insolvenzrecht wurde bezüglich einiger Fristen auch gedehnt. Noch klarer: Insolvenz als solche gar nicht feststellen, schafft das Problem einfach mal weg. Irgendwelche Parallelen zu bevorzugten Covid-19-Strategien sind vermutlich rein zufällig?

Klar ist aber bereits, dass es zu staatlichen Rettungsmaßnahmen kommen muss – einiges passiert bekanntlich bereits. Hier soll dasselbe Verfahren wie in der Finanzkrise erste Wahl sein. Wird gerade mit der Lufthansa verhandelt. Der Staat geht dabei stille Beteiligungen ein, knüpft die an ein paar eklige Bedingungen (keine Dividende, Kappung von Spitzengehältern) und er fordert auch ordentlich Zinsen, bevor sich irgendjemand sonst bedienen kann. Besser als ein Blankokredit allemal, kein Widerspruch. Die Lufthansa hat plötzlich keine Lust mehr darauf, wird aber noch werden. Zuerst mal Dividende und dann weiter verhandeln.

Für Scholzmaiers ist es auch praktisch, dass man so eine Beteiligung jahrelang im Haushalt einfach irgendwo fortschreiben kann – als Guthaben quasi, ist ja wertvoll. So geschehen bei den Banken 2008, Bericht anbei, sehr aktuelles Thema gerade. Weitere Parallelen zu bevorzugten Covid-19-Strategien sind vermutlich ebenfalls rein zufällig?

Ich will aber nicht immer so dunkles Zeug schreiben, denn es gibt auch einen Lichtblick, da China für April vollkommen überraschend steigende Exporte meldet. Dazu zwei Hinweise: Daten aus China sind vom Wahrheitswert mal so mal so – und da war was mit Covid-19, Betonung liegt auf „war“.

Die Hauptempfehlung für heute zum Schluss, ein längeres Video von Focus Money. Keine Empfehlung für den Kanal, von Vermögensverwaltern auf der Suche nach Mandaten bis zu Crash-Propheten auf der Suche nach verzweifelten Mandaten taucht da alles möglich auf – gestern aber mal Daniel Stelter.

Seine schonungslos klare Analyse teile ich zu 95% und seine Vorschläge zu 75% – so viel Übereinstimmung hatte ich noch nie. Es war ein absolutes Vergnügen, diesem brillanten Vortrag zu lauschen. Zu seinen Lösungen/Prognosen dennoch ein wenig Widerspruch: Inflation sehe ich keine, den Euro sollten wir stabilisieren, kein Land profitiert von einem Austritt und die Banken würde ich dieses Mal aus dem Spiel nehmen. Das positive aber: Er zeigt ziemlich klar auf, wie die Nutzung einer modernen Notenbank den totalen Zusammenbruch verhindern und wie man die Folgen einer Krise, die vermutlich tiefer als die von 1929 ist, sogar recht gut in den Griff bekommen kann. Wer den Vortrag zu düster findet, übersieht die konstruktive Kraft.

Seine wesentlichen Bedanken gelten weniger der Situation, sondern primär der deutschen Politik. Da habe ich 200% Zustimmung. In Händen der Scholmaierlaschlindners wird das nix. Und wenn das nix wird, haben wir bald alle nix mehr außer noch mehr Streit über die Ursachen. Mit leeren Taschen im täglichen Wechsel über Covid-19- oder Insolvenz-Wellen streiten? Besser nicht, denn, um die Kanzlerin zu zitieren: Dann ist das nicht mehr unsere Bundesrepublik.

Abschließend kurz zu den Zahlen: USA, UK, Schweden laufen weiter ohne Abwärtstrend, Italien, Spanien, Deutschland fast parallel auf hohen Niveau mit zäh und langsam sinkenden Zahlen, in Frankreich ein Ausrutscher nach oben, der innerhalb eines Tages aber keine Bewertung zulässt. In Asien sinken die Zahlen mit Ausnahme von Japan weiter rasch bzw. laufen auf einem marginalen Niveau (logarithmische Skala beachten!) seitwärts.

Frohes Lesen, bitte das Video komplett sehen, anstrengend, da wirklich geballte Ladung, aber richtig gut!!

 

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