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Die Kanzlerkandidatur belastet die Pandemie-Bekämpfung

Interessanterweise divergieren Politik und Wissenschaft zunehmend, während die Bewertungen der Wissenschaftler weiter konvergieren.
Lauterbach und Drosten aus der Virologie, Fuest als NoCovid-Verfechter aus der Ökonomie und auch das RKI kommunizieren immer ähnlicher, während die stets daneben liegenden und in der Wissenschaft gar nicht mit dem Thema befassten wie Streeck und Stöhr zumindest vorsichtiger werden. Lauterbach und Fuest kann man auf Twitter inzwischen fast vorbehaltlos folgen, hier nur ein Beispiel von ersterem: Exzellente Studie zur Wirksamkeit von Maßnahmen und erneut eine Mahnung für einen rechtzeitigen und wirksamen Lockdown, um mit der zahlenmäßig so großen Gruppe der „Boomer“ nicht zum Frühsommer die Intensivstationen zu füllen, bevor diese eine vage Hoffnung auf eine Schutzimpfung erhalten.
Hält Laschet nicht davon ab, seinen merkwürdigen Hochzeitstanz mit dem Wirtschaftsflügel der CDU fortzusetzen. Der CDU-Chef spielt leider als Wahlkämpfer eine besonders verheerende Rolle in der Pandemie. Ausgerechnet eine Persönlichkeit, die bereits mit den Aufgaben als Ministerpräsident überfordert ist, wird hinter den Kulissen zum mächtigsten Strippenzieher mit Eigeninteressen, die der Mehrheit der Bevölkerung widersprechen. Dass er zugleich die Allianz mit der Lindner-FDP anstreben muss, um ebenfalls dem CDU-Wirtschaftsflügel sowie den Kreisen um die noch „Konservativeren“ in der Partei, die aus Angst vor einem Linksrutsch vermutlich sogar mit braunen Gedanken liebäugeln, gerecht zu werden, macht es nicht besser. Das gewährt indirekt Lindner ebenfalls Einfluss, den niemand braucht. Die offene Konfrontation mit der Kanzlerin, die in der Partei keine Basis mehr hat, ist nun der „Tipping-Point“, an dem sich entscheidet, wer in der Pandemie die Macht hat, sich durchzusetzen. Den ebenfalls durch regionale Interessen oder persönliche Überforderungen geprägten Eiertanz der anderen MPs – von Söder abgesehen – darf man als wenig hilfreich betrachten, aber er wäre – klare Machtposition in der CDU vorausgesetzt – vermutlich einzufangen.
Wir erleben so etwas wie den ersten Akt des Endspiels um die führende Rolle in der noch-Kanzlerpartei. Die prägende Rolle spielt dabei der Kampf um eine Kanzlerkandidatur, die über eine starke Strömung innerhalb der CDU entschieden wird, welche aber mit den derzeitigen Interessen eines Großteils der Bevölkerung nichts zu tun hat. Es dürfte spannend sein, ob die Kanzlerin sich mit der eigenen Partei zum Abschied noch mal richtig anlegt und wie Söder sich strategisch verhält.
Wäre nicht gerade eine große Krise mit erheblichen Gefahren für Leib und Leben, könnte man das als Beobachter sogar genießen. So ist das eine politische Schieflage zur denkbar schlechtesten Zeit, deren Konsequenzen hoffentlich vor den Wahlen gezogen werden.
Besser wäre es noch vor den Bildern aus den Intensivstationen mit im Durchschnitt 60jährigen, die um ihr Leben ringen, um dann im Erfolgsfall mit Dauerschschäden davon zu kommen. Leider beginnen diese Bilder aber bereits. Nicht nur in Frankreich!

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