Da der zuletzt am 5. Mai festgestellte Trend mit den dort genannten weiteren Zielmarken stabil geblieben ist, bleibt nur kurz festzustellen, dass es sehr wahrscheinlich so weiter gehen wird. Zur Einschätzung sind vor allem die Daten aus UK hilfreich, da dort eine primär durch B117 hervorgerufene Eskalation mit drastischen Maßnahmen eingefangen wurde, um dann dem Impffortschritt folgend maßvolle Öffnungen vorzunehmen.
An dieser Schwelle stehen auch wir und die Entwicklung in UK bestätigt, dass das erfolgreich möglich ist, wenn die Impfquote stimmt. Die zeigt sich nun in Deutschland erstmals in der Nähe der 40%. Studien aus UK belegen, dass ab 50% mit mindestens einer Impfung ein dämpfender Effekt möglich ist. Erfreulicherweise bestätigt sich das nun bereits über mehrere Wochen: Die Epidemie hat in UK nicht auf die – maßvollen – Öffnungen reagiert.
Das läuft also unverändert zwar wegen der inkonsequenten Maßnahmen zäh, jedoch stabil in die richtige Richtung. Der Abwärtstrend liegt auch von der Geschwindigkeit her weiter bei einer Halbierungszeit von grob 15 Tagen, vielleicht etwas schneller. Wie Anfang Mai beschrieben, werden wir die 100er Grenze wohl noch im Mai in fast allen Regionen unterschritten haben.
Parallel ist mit Erreichung der 50% Quote an Impfungen zu rechnen, so dass die jetzt bereits regional ermöglichten ersten Öffnungen ausgedehnt werden können. Im Laufe des Junis sollte das Schlimmste überstanden sein: Für die meisten Menschen in Europa ist Corona dann vorbei.
Dennoch wäre es wichtig, sowohl die Hygienemaßnahmen aufrecht zu erhalten, als auch den Reiseverkehr zu reduzieren. Wir haben 2020 erfahren, was passiert, wenn das Virus über den Sommer in Europa breit gestreut wird. Das wird 2021 aufgrund der Impfungen nicht mehr zu großen Wellen führen, aber es betrifft diejenigen, die noch keine Impfung haben und auch vor dem Winter nicht bekommen werden – Kinder und Jugendliche sowie Menschen mit gesundheitlichen Indikationen, die eine Impfung nicht erlauben.
Wenn unsere Gesellschaft und die Politik sich wie 2020 verhalten, wird es für diese Minderheit keine Rücksicht geben. Begründbar ist das nicht, denn es wird dank der Impfungen genug Freizeit- und Reiseangebote geben, die man wahrnehmen kann. Aber der Wunsch nach „Normalität“ wird uns spätestens im Herbst wieder Berichte über den Verlauf der Pandemie im nicht geschützten Anteil der Bevölkerung bringen.
Als Pandemie ist Covid-19 ohnehin frühestens 2022, eher 2023 vorbei. Dafür ist die Vollversorgung des Planeten mit Impfstoffen zu nachlässig aufgebaut worden. Das wird uns auch Mutationen bescheren, die Auffrischungsimpfungen erforderlich machen. Immerhin ist das bereits bekannt und wir werden hoffentlich im nächsten Winter nicht wieder hinterherlaufen, indem wir zuerst Impfstoffe entwickeln, dann für die Produktion sorgen und schließlich die Verteilung organisieren.
Seinen Schrecken hat die Pandemie für die Industrieländer also bald verloren. Je nach Impffortschritt oder Rückstand wird über den Sommer eine schrittweise Normalisierung erfolgen, die im Herbst auch endlich mal Bestand haben kann. Wenn Impfnachweise und entsprechende rechtliche Regelungen gelingen, sollten auch Großveranstaltungen bald wieder möglich sein.
Weitere vermeidbare Opfer und Schäden wird es trotzdem geben. Hoffentlich haben wir dann die Gelegenheit, über diese Krise mit etwas Abstand nachzudenken, um das, was wir Normalität nennen, neu zu gestalten.
2020 war das Jahr der Hilflosigkeit, 2021 ist das Jahr des Trendwechsels, 2022 wird das Jahr der Chancen. Aber auch die drängen sich nicht auf, sondern wollen ergriffen werden.