blue and red cargo ship on dock during daytime

Fluch und Segen der Globalisierung am Beispiel der Holzpreise

Die Holzpreisentwicklung ist viel komplexer als in einem Beitrag vom Managermagazin dargestellt. In den USA hat der Bauboom die Kapazitäten der Sägewerke überschritten, in Kanada führten Waldbrände und Dürre zu einem Produktionsrückgang, in China wurden zugleich Bauholz als nachhaltige Alternative zu Beton entdeckt und die Waldnutzung stärker reguliert. Im Ergebnis hat sich der Weltmarktpreis vervielfacht, die USA und China sind zum Importeur geworden und Europa exportiert, was eben geht.
Nun dreht sich die Sache gerade. Die Sägewerke in den USA haben die Kapazitäten erhöht, Kanada kommt wieder in Gang, der Weltmarktpreis sinkt und sehr bald erreicht er eine Schwelle, die einen Transport des schweren Materials um den halben Globus unrentabel macht.
Volkswirte alter Schule würden jubeln. Der Markt hatte einen vorübergehenden Engpass, das führte zu Preisanreizen, die Kapazitätsausweitungen zu Folge hatten und nun pendelt sich der Markt langsam wieder in sein früheres Gleichgewicht aus Preisen und Versorgung.
Diese Kalkulation stimmt aber nur deshalb, weil der Planet weder für die geförderten Kraftstoffe, noch für deren Verbrennung eine Rechnung stellt. Die Ökobilanz ausgerechnet dieses nachhaltigen Baustoffs ist fürchterlich.
Dahinter steht ein Problem, das gerne von der Politik verschwiegen wird: Wir werden alle – durchaus zurecht – auf unseren unmittelbaren Konsum an Produkten, Hausenergie und Mobilität hingewiesen.
Ein offensichtlich heißes Eisen ist aber die globale Logistik von Zwischenprodukten. Was sich hier entwickelt hat, ist im Detail unfassbar. Von einem komplexen Produkt wie einem in Deutschland fertiggestellten PKW-Motor bis zu einem simplen wie der bunt bedruckte Pappbecher für einen Kaffee: Was an Zwischenprodukten für diese Endfertigung um den Globus hin und her transportiert wird, macht schwindlig.
Es wird Zeit, auch diesem Wahnsinn zu begegnen und der schnellste Weg ist leider nichts anderes als eine globale Transportsteuer. Die Industrie kann das gewiss sehr schnell optimieren, auch wenn es schmerzhaft ist und zum Verlust von Absatzmärkten führt. Dafür sollten aber neue entstehen und vollkommen sinnlose Dinge verschwinden: Europäisches Bauholz hat in China und Amerika einfach nichts zu suchen, der Pappbecher für den Kaffee muss vielleicht gar nicht so bunt und schillernd aussehen, er kann auch simpler daher kommen und um die Ecke produziert werden.
Ich halte tatsächlich eine Transportsteuer an der Stelle für sinnvoller, als eine Besteuerung der Treibstoffe. Es macht jenseits der Frage, wie effizient und ökologisch der jeweilige Antrieb der Transportmittel ist, für widersinnig, diverses Material x Mal um den Globus zu verteilen, um irgendwo irgendein Endprodukt zu fertigen. Das gilt auch für die hoffentlich bald erreichten Antriebe mit grünem Wasserstoff oder welcher Ressource auch immer.
Sobald wir Mobilität ökologisch gestalten können, sollte der Transport von Menschen im Vordergrund stehen. Der persönliche Austausch ist das größte Verständigungs- und Friedensprogramm.
Die Fertigung unserer Produkte sollten wir hingegen so intelligent wie möglich gestalten und dafür nicht unzählige Transportwege in Kauf nehmen. Das ist aufgrund der viel zu niedrigen Transportpreise ein sinnloser Dschungel geworden.

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