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Die Wirksamkeit der Impfstoffe ist exzellent

In Deutschland wird – leider zurecht – über Daten gestritten. Dabei sollten diese zunächst mal unstrittig sein, um darüber zu diskutieren, welche Schlüsse man daraus zieht. Die Datenwüste in Deutschland bietet von Hetze bis zur Panikmache leider genug Grundlagen, um unsere Debatte über Impfstoffe und Maßnahmen weiter zu vergiften.
 
Umso wichtiger ist es, dahin zu schauen, wo es bessere Daten gibt. Das ist insbesondere in Israel, UK und den USA gegeben, weshalb ich deren Ergebnisse hier immer gerne zitiere. In UK legt die Gesundheitsbehörde wöchentlich Gesamtberichte sowie gesondert solche über die Effektivität der Impfstoffe vor. Diese basieren auf vielen Hunderttausend präzise erhobenen Daten aus dem Feld. Das ist eine qualitativ und quantitativ exzellente Basis.
 
Man kann hier vom Impfstatus im Verlauf nach Altersgruppen bis zu Infektions- und Krankheitsverläufen von Vorinfizierten, Geimpften sowie Ungeimpften alle relevanten Informationen im Detail finden. So eine Basis würde ich mir für Deutschland wünschen, denn so manche Falschdarstellung wäre damit nicht mehr möglich.
 
Ich zitiere vier Tabellen aus diesen Berichten, deren Studium ich trotzdem sehr empfehle. In Tabelle 1 findet sich die Zusammenfassung der Impfwirkung gegen Delta. Wir sehen hier eine Wirksamkeit gegen die Infektion von immer noch >75% und gegen Sterbefälle von >90%. Das zeigt die hohe Effektivität der gegen den Wildtyp entwickelten Wirkstoffe auch noch mehr als ein Jahr nach deren Entwicklung. Es belegt ferner eindrucksvoll, dass die Impfungen sowohl die Ausbreitung generell als auch die klinischen Verläufe entscheidend gedämpft haben. Auch in Deutschland haben die Impfungen eine noch größere Belastung im bisherigen Herbst/Winter verhindert, in Ländern mit besserer Impfquote wie UK und DK ist diese Welle fast ganz ausgeblieben.
 
 
Anders ausgedrückt: Mit einer Impfquote von >90% wäre die Delta-Pandemie gestoppt worden. Es spricht alles dafür, dass das für den Winter 2022/2023 ebenfalls zutrifft, denn wir haben nun Omicron und das Spiel hat sich geändert – aber anders, als oft berichtet.
 
Es stimmt zunächst nämlich nicht, dass die Impfstoffe gegen Omicron nun nicht mehr wirken. Richtig ist vielmehr, dass die Wirkung gegen die Infektion und damit die Ausbreitung der Pandemie geringer ausfällt, aber immer noch existiert. Es ist also bereits falsch, zu behaupten, die Impfstoffe würden die Ausbreitung gar nicht mehr dämpfen. Vor allem aber ist festzustellen, dass selbst gegen Omicron eine hervorragende Wirksamkeit gegen die Hospitalisierung gegeben ist.
 
Wie Tabelle 2 zu entnehmen ist, hat selbst eine frische Erstimpfung bereits fast 60% Effektivität gegen die Hospitalisierung, eine sechs Monate alte Doppelimpfung immer noch 64% und auch älterer Impfschutz liegt immerhin noch bei 44%. Die Booster-Impfungen, die vollkommen zurecht als wesentliches Instrument gegen Omicron eingesetzt werden, zeigen hier hervorragende 92% in den ersten vier Wochen, die auf immer noch sehr gute 83% nach zehn Wochen zurück gehen. Im Report steht dazu als Bewertung, dass die Wirkung gegen eine Infektion durch Omicron abgeschwächt ist, gegen eine schwere Erkrankung aber weiter eine sehr gute Wirksamkeit festzustellen ist.
 
 
Die Dauer der Wirksamkeit wird nun weiter beobachtet, aber das sieht weitaus besser aus, als viele Kommentatoren gerne sehen wollen. Selbst eine frische Erstimpfung hilft signifikant und es gibt hier selbst für ältere Doppelimpfungen keinerlei Grundlage, von „wirkungslosen“ Impfstoffen zu sprechen. Solche Attribute sind schlicht vollkommen falsch!
 
Vielmehr spricht alles dafür, dass die gegen den Wildtyp entwickelten Wirkstoffe auch gegen Omicron immer noch sehr gute und das Gesamtgeschehen entscheidend entschärfende Wirkung erzielen, auch über einen längeren Zeitraum.
 
Interessant ist in dem Zusammenhang die Auswertung der SIREN-Feldstudie, die UK im Gesundheitswesen selbst durchführt. Hier werden noch feiner aufgeschlüsselte Daten erhoben, die insbesondere den Verlauf bei Vorinfizierten dokumentieren. Hier bestätigt Tabelle 3 die Daten aus Südafrika und den Charakter von Omicron als Immunescape: Tatsächlich liefern Infektionen mit einem Vorgänger von Omicron keinen relevanten Schutz mehr gegen die erneute Infektion.
 
 
Das ist in Tabelle 4 genauer aufgelöst. Hier sind nicht die Erkrankungen, sondern die Infektionen dargestellt. Man erkennt, dass der Schutz vor einer Omicron-Infektion bei doppelt geimpften und bei Vorinfizierten nur bei 32% bzw. 44% liegt. Aber auch hier zeigt der Booster wieder relevante Werte, denn ohne Vorinfektion bietet der Booster eine Effektivität von >60% auch gegen die Infektion und in Kombination mit einer Vorinfektion sogar >70%.
 
Diese Daten bestätigen die Entwicklung aus Ländern wie Südafrika, in denen mehrere Wellen von Re-Infektionen die ungeimpfte Bevölkerung durchlaufen haben. Dass mit Omicron nun angeblich ein Ende gefunden sei, ist eine pure Erfindung. Im Gegenteil legen erste Studien nahe, dass eine Omicron-Infektion keinen guten Schutz gegen die Vorgänger bedeutet. Ebenso sind Thesen, mit Omicron seien nun keine weiteren Mutationen oder allenfalls harmlosere zu erwarten, reines Wunschdenken. Weder ist Omicron harmlos, noch kann es Belege geben, wie sich weitere Mutationen entwickeln und verhalten werden.
 
Die einzigen stabilen Erfahrungswerte sind die hier vorliegenden: Die bisherigen Mutationen überwinden vor allem Vorinfektionen und die Wirkung der Impfstoffe ist erstaunlich gut und erfreulich dauerhaft. Es spricht daher alles dafür, dass es höchst sinnvoll ist, die Wirkstoffe nun an Omicron anzupassen und damit im kommenden Jahr eine weitere Auffrischung vorzunehmen. Eine vierte Impfung mit den existierenden Wirkstoffen ist hingegen nach derzeitiger Erkenntnis nur für Menschen zu empfehlen, die eine schwache Impfreaktion haben.
 
Für die meisten ist der Booster ein zunächst mal abgeschlossener und guter Impfschutz explizit auch gegen Omicron. Auch eine frische Erst- und Zweitimpfung ist deutlich besser als kein Immunschutz. Das ist die Datenlage Anfang 2022 und es spricht alles dafür, dass die sich bis zum Frühjahr auch nicht ändert. Sollte für die nächste Wintersaison eine erneute Auffrischung erforderlich sein, so wäre das ein normaler Vorgang, den hoffentlich dann auch ausreichend viele wahrnehmen.
 
Die Idiotie, durch „natürliche“ Infektionen in die Endemie zu kommen, dauert Jahre des Ausnahmezustands. Wer Normalität will, muss darüber nachdenken, wie wir die Impfquote über 90% bekommen. Das ist die Auskunft der Daten und nun darf über den Weg debattiert werden.

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