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Das größte Problem beim Strom hat derzeit Frankreich

Ein Zeit-Artikel dokumentiert sehr gut ein Detail zu meinen letzten Beiträgen betreffend Frankreich: Das Märchen, Deutschland sei auf französische Kernkraft angewiesen, stimmt trotz dauernder Wiederholung nicht. Kleine Korrektur: Das ist energietechnisch relevant und es ist indirekt preistreibend in allen Märkten, da diese Ausfälle technisch (auch) den Einsatz von Gasverstromung erzwingen. Maßgeblich für die Preisexzesse bleibt aber die Regulierung.
Meine Empfehlung übrigens für die hier zitierte Quelle „energycharts“, die ich ebenfalls nutze.
Edit: Da inzwischen hinter Paywall hier ein Zitat:
„Das Problemkind Europas bei der Stromversorgung ist eindeutig Frankreich“, sagt Bruno Burger, Energieexperte am Freiburger Fraunhofer Institut. Der französische Dauer-Import sei erst einmal eine schlechte Nachricht für Deutschland, weil grundsätzlich das europäische Angebot sinkt – und das bedeutet für den Endkunden langfristig höhere Strompreise. „Frankreich importiert seit Jahren mehr Strom aus Deutschland, als dass es exportiert.“ Burger wertet auf der Seite energy-charts.info die täglichen Importe und Exporte europäischer Länder aus. Er beruft sich dabei auf Daten der Europäischen Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E, die wiederum Daten der Börsen beziehen. Seine Graphen zeigen, dass Frankreich mindestens seit 2015 mehr Strom aus Deutschland importiert, als es exportiert. Das zeigen auch die Zahlen des französischen Netzbetreibers RTE. Auf seiner Seite kann auch der französische Stromhandel dieser Augusttage mit denen früherer Jahre verglichen werden: Stets musste Frankreich mehr einkaufen, als es an andere Länder verkaufen konnte.
Eine Entwicklung, die sich zuspitzen wird. Denn wie lange die Rost-Meiler ausfallen und ob noch weitere wegen Korrosionsproblemen gestoppt werden müssen, kann das Energieunternehmen EDF nicht sagen. „Das Programm zur Reparatur und Wartung läuft weiter“, sagt eine Sprecherin lediglich auf Anfrage. Ob noch zusätzliche gravierende Mängel auftreten, werde sich zeigen. Das könnte besonders in den Wintermonaten kritisch werden – dann, wenn viele Franzosen und Französinnen ihre elektrischen Heizungen nutzen. „Durch die vielen Probleme im Atompark ist Frankreich mehr denn je auf andere Länder angewiesen – und kann zugleich nicht mehr frühere Kunden wie etwa Italien mit Strom versorgen“, sagt Burger.
Trotzdem hält sich im Nachbarland und auch in deutschen Diskussionen hartnäckig die Annahme, Deutschland müsse französischen Atomstrom nutzen. Diese Behauptung fußt häufig auf Graphen, die Stromflüsse von Frankreich nach Deutschland zeigen – nicht aber den tatsächlichen Stromeinkauf. Burger beobachtet diese Falschinformation schon seit Jahren – sowohl statista.de als auch das Statistische Bundesamt und zahlreiche Beiträge auf Social Media verwechselten immer die Stromflüsse mit dem Stromhandel. „Es kommt nur darauf an: Wer hat den Strom verkauft, und wer hat ihn gekauft?“ Wenn jemand mit Rotwein in Frankreich losfahre und dann diesen über Deutschland in die Schweiz bringe, dann sei dies auch kein Rotwein für Deutschland. Aber genau auf diese Weise würden die Stromflüsse fehlinterpretiert: Der französische Strom fließe zwar durch deutsche Leitungen, würde aber über die Schweiz nach Italien geführt.“

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