Gerne weitersagen, denn es mag so manchen enttäuschen: Der Systemcrash fällt schon wieder aus. Auch diese momentan so gerne bereits festgestellte, angeblich „typische“ Inflationsspirale ist nicht erkennbar. Diese Mischung aus Lohn/Preis-Spirale, preistreibender Erwartung und hektischer Nachfrage will einfach nicht eintreten. Es ist nebenbei höchst umstritten, ob das überhaupt eine typische oder nicht im Gegenteil vollkommen atypische Inflationsform war. Auch der Zusammenhang mit der Geldmenge könnte sich ein weiteres mal als kein Zusammenhang erweisen. Es sieht, Achtung, weitere Enttäuschung, eher so aus, dass die Energiepreise für unsere moderne Ökonomie nicht mehr die ganz große Rolle früherer Zeiten haben. Das könnte, ich weiß, weitere Enttäuschung, die Sache mit der Deindustrialisierung ebenfalls enttäuschen.
Das soll nicht missverstanden sein als Verharmlosung. In diesen weniger als befürchtet ausfallenden Szenarien sieht es insbesondere für Deutschland relativ bescheiden aus. Insbesondere die Gaskrise wirkt hier stärker als in den anderen größeren Industrienationen. Es ist ohnehin rein gar nichts gut daran, wenn hohe dreistellige, wenn nicht vierstellige Milliarden-Beträge jedes Jahr unsere Volkswirtschaft verlassen, um fossile Brennstoffe hier verbrennen zu dürfen. Außerdem ist die Sache sehr asymmetrisch, sowohl unter den privaten Haushalten, bei denen viele ihre Rechnungen nicht bezahlen können, als auch bei energieintensiven Unternehmen, denen das teilweise auch so geht. Die Betroffenen haben insofern wenig davon, wenn unterm Strich alles gar nicht so düster ist, wie viele Crashpropheten mal wieder erzählen.
Es gibt also genug Gründe, die Sache mit der Energie endlich mal zu defossilifizieren, um einen neuen Begriff zu nutzen. Das wäre auch viel wirksamer, als die gerne in die Pflicht genommene Geldpolitik der EZB, die an der Stelle viel mehr falsch als richtig machen kann. Auch das sei den diversen Crashheinis mal gesagt. Es sieht übrigens sehr danach aus, dass die ganz große Krise der Corona-Einbruch war und dass wir sehr viel von den Nachwirkungen dieser Erschütterung spüren und eher weniger von dem, was wir heute dafür verantwortlich machen – wie beispielsweise diesen russischen Mini-Imperialisten, dessen vermeintliche Macht wir so ganz dolle spüren. Eine Enttäuschung mehr, das Jahr beginnt sehr hart.
Sollte dem so sein, könnten wir einst festhalten, dass die Notenbanken in der Corona-Krise verdammt viel richtig gemacht haben, wie übrigens auch in der Finanzkrise, aber darauf haben wir uns bis heute noch nicht einigen können. Diese Enttäuschung steht noch bevor und sie könnte unmittelbar dazu führen, dass unser Blick mehr auf die nationalen Regierungen fällt, die den großen Teil dieser Geldmenge nämlich tatsächlich in Umlauf bringen und an der Stelle wäre viel mehr Streit geboten, überall, nicht nur in Italien – ups, noch eine Enttäuschung.
Zu den möglichen Fehlern einer zu hektischen Notenbankreaktion, die viele so unbedingt sehen wollen, gehört übrigens die Gefahr einer größeren Finanzkrise, die in meiner Bewertung nach wie vor die größte Unbekannte ist. Deshalb muss man die nun aber nicht an die Wand malen, denn unbekannt heißt unbekannt. Damit können viele, die gerne in YouTube-Mikrophone plaudern, natürlich nicht umgehen, auch das ist eine Enttäuschung mehr.
Sorry für diesen enttäuschenden Bericht zum Jahresauftakt, mir war danach.