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Viessmann ist Folge falscher Politik – der Vergangenheit

Der Fall Viessmann ist nicht Folge der Wärmewende und die politischen Forderungen nach Technologieoffenheit sowie Marktwirtschaft sind das genaue Gegenteil, nämlich eine strategisch falsche, protektionistische Wirtschaftspolitik, die wissenschafts- und technologiefeindlich ist. Daher darf und muss man Viessmann in genau dem Kontext nennen, denn es sind wieder dieselben politisch/ökonomischen Kreise, die mit den genannten Begriffen Missbrauch treiben und Stimmung für das Gegenteil dessen machen, was sie vorgeben. Diese Kreise verfolgen weder Marktwirtschaft, noch Fortschritt, noch Technologieoffenheit, sie agieren wissenschaftsfeindlich, ignorieren die einfachsten Fakten und waren bereits in der Vergangenheit für den immer erkennbareren Rückstand Europas verantwortlich. Jetzt soll genau das einfach fortgesetzt werden, was in die Misere geführt hat.
Fakt ist, dass global seit Jahrzehnten technisch leistungsfähigere Klimatechnologie, also Kühlung und Wärme, eingesetzt und weiter entwickelt wird als in Deutschland. Dadurch sind in den tatsächlich technologieoffenen Märkten Hersteller entstanden, die weit größer und fortschrittlicher aufgestellt sind als unsere. Nur eine letztlich protektionistische Politik hat den Markt in Deutschland für die unterlegene Technologie erhalten und das ist aufgrund des Einflusses Deutschlands in weiten Teilen Europas so. Dieses leider nicht einzige, sondern weitere Kartenhaus musste irgendwann zusammenbrechen und das passiert gerade. Die sogenannte Wärmewende mag allenfalls Auslöser gewesen sein, weshalb Viessmann gerade jetzt den Stecker gezogen hat. Aber bereits das ist unwahrscheinlich, denn so ein komplexer Deal entsteht über viele Monate, wenn nicht Jahre. Die grundsätzliche Entscheidung dürfte länger zurück liegen und die ist auch nicht weiter überraschend, denn die Viessmann-Familie ist gewiss nicht dumm, die dürften schon lange erkannt haben, wie sich Samsung&Co entwickeln und wie sehr sie selbst sich vom Weltmarkt entfernt haben.
Die große Stärke Deutschlands ist die hierzulande sehr ausgeprägte und gut funktionierende Kombination aus Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie dem dies nutzenden Mittelstand. So sind viele Weltmarktführer entstanden, die es geschafft haben, irgendeine naturwissenschaftliche Erkenntnis in ein technisch hervorragend funktionierendes Produkt sowie dessen enorm zuverlässige Produktion zu übersetzen. Es gibt keinen Zweifel, dass Unternehmen wie Viessmann bei der Verbrennung von Öl und Gas weltweit Spitzentechnologie nicht nur entwickelt haben, sondern diese auch enorm zuverlässig liefern können. Dasselbe gilt beispielsweise für den Dieselmotor mit allen seinen dutzenden technischen Komponenten, von Filtern, über Treibstoffpumpen bis zu Ventilen. Das gilt für dutzende Technologiefelder und Hunderte, wenn nicht Tausende Detailtechnologien. Darauf können wir stolz sein und wir sollten diese Tugenden weiter für uns nutzen.
Die große Schwäche Deutschlands besteht seit vielen Jahrzehnten darin, die großen globalen Trends zu übersehen, wodurch wir uns gerne darin verlieben, irgendetwas bis zur letzten Nachkommastelle zu optimieren, statt zu fragen, ob es global ganz andere Technologien oder Konzepte gibt, die den bei uns verfolgten fundamental überlegen sind. Es mag intellektuell eine große Herausforderung sein, zugleich den Weg, den man geht, besser optimieren zu können, als viele andere, aber auch die Kraft zu haben, den Weg aufzugeben, wenn neue Wege sich als besser erweisen. Wir müssen diese Herausforderung nun aber endlich annehmen!
Denn: Wir sind immer noch die viertgrößte Volkswirtschaft, aber in der IT und der Digitalisierung sind wir ein Zwerg. Nun zeigt sich, dass wir – und das hat einen Zusammenhang – in vielen weiteren Bereichen den Anschluss verloren haben. So ist die Elektrifizierung als Basis für eine moderne Energieversorgung unzureichend, von der Produktion, über die Netze bis zu den Endprodukten. In diesem Kontext fallen uns nun veraltete Technologien wie Verbrennerfahrzeuge und fossile Heizungen auf die Füße, aber auch bei der Batterietechnologie haben wir nichts zu bieten. Das betrifft übrigens in all diesen Fragen nicht das verfügbare Wissen, sondern dessen industrielle Nutzung.
Die Elektrifizierung ist ein globaler Trend, dessen Auswirkungen weit in unsere industriellen Kernkompetenzen reichen. Während wir bei IT und Digitalisierung nun zuschauen müssen, zu hilflosen Konsumenten von US-dominierten Märkten geworden sind, was dort zu den weltgrößten Unternehmen geführt hat, können wir uns das jetzt nicht mehr erlauben. Es ist bereits ein Versäumnis, wichtige neue Zukunftsfelder nicht zu besetzen, dadurch gehen Chancen verloren, aber bei den eigenen Stärken zu versagen, ist noch eine ganz andere Dimension.
Dass viele nun dem Irrtum unterliegen, man müsse unsere Stärken schützen, indem man versucht, genau die nicht mehr gefragten Kompetenzen irgendwie gegen den immer stärkeren Einfluss von überlegenen Technologien abzuschirmen, ist gefährlich. Wenn man beispielsweise Forderungen nach E-Fuels für Verbrenner oder H2-Heizungen heran zieht, so ist das eine dermaßen vielfältige Kombination verheerender Fehler, dass man größte Sorge haben sollte, wenn die dies Fordernden nicht schnellstens vom Hof gejagt, sondern teilweise sogar gefeiert werden. Hier soll der wichtigste Trend überhaupt, die Elektrifizierung, nicht genutzt, sondern verzögert werden. Mit dem Argument, global immer weniger gefragte Technologien auf unseren Märkten noch ein wenig zu erhalten, obwohl sich genau das gerade als der ganz große Irrtum in immer mehr Bereichen herausstellt. Die Folge dieser Forderungen ist gar, in einem Europa, das im Energiewettbewerb so viele natürliche Nachteile hat, das um seine Energiekosten ringen muss und Importabhängigkeiten kaum abschütteln kann, Systeme mit einem Energiemehrbedarf von >600% zu perpetuieren!!
Wie kann es sein, dass dieser vollumfängliche Irrsinn, der auch noch mit Technologieoffenheit und Marktwirtschaft propagiert wird, nicht nur über Monate nun in den Medien und der Politik geäußert wird, sondern sogar das Potenzial hat, Parteiprogramme und Wahlkämpfe zu erreichen, weil es wohl – vermutlich berechtigte – Erwartungen gibt, mit diesem Rattengift für unsere Zukunft, auch noch Stimmen zu gewinnen?
Wer Moderne und Zukunft will, sollte zunächst vor allem Interesse daran haben, diese Kräfte zu stoppen, um dann die – gewiss vorhandenen – Fehler bei denen zu suchen, die endlich etwas ändern wollen. Der Streit muss sich um die Wege zur Veränderung drehen und nicht um deren Verhinderung, denn, nein, es ist gewiss nicht alles grün, was an Veränderungen geplant wird, genauso wenig, wie der Autor dieser Zeilen. Aber für viele genügt es schon, Anti-Grün zu sein und alles abzulehnen, was sich irgendwie Pro-Grün einordnen lässt. Dumpfe Anti-Stimmung wird zum politischen Erfolgsrezept, die Ablehnung von irgendwas wird ausführlicher kommuniziert, als eigene Lösungen, Menschen werden zunehmend mobilisiert für Dinge, die sie nicht wollen und interessieren sich daher zu wenig, für das, was sie wollen. So verbreitet man politisch erfolgreich das Gefühl, alles könne einfach so bleiben, wie es ist.
Kann es nicht, das war noch nie so, der Versuch, es so zu handhaben, fliegt irgendwann auf. Das passiert gerade an vielen Stellen zugleich, Krise nennt sich das, Polikrise gar, weshalb wir sogar ganz besonders großen Abstand von diesem Gedanken nehmen müssen, sonst wird alles nur noch viel schwieriger.

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