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Das Design der europäischen Strommärkte wird immer dysfunktionaler

Diese Meldung von RWE ist keine Überraschung. Wer sich im Strommarkt einigermaßen auskennt, weiß, welche Geschäftsmodelle momentan besonders gut laufen. Ich übersetze den Kern mal, denn da steht im Pressetext von RWE selbst der Satz, man profitiere von „kurzfristig eingesetzten Kraftwerken“. Das ist etwas, was in Deutschland mit seiner „Grundlastdebatte“ kaum jemand erwähnt und noch weniger Menschen wissen: Die täglich erforderliche Spitzenlastproduktion, oft für nur wenige Stunden – und das heißt abgesehen von ein paar Pumpspeicherwerken, die aber keine Rolle spielen, nichts anderes als: Gaskraft.
Passiert weltweit, passiert auch in Europa überall, jeden Tag. Das Problem Europas dabei: Wegen Merit-Order springt der Strompreis dabei immer auf zuvor nie gekannte Niveaus, er wird durch den Gaspreis dominiert. Leider sogar mit Faktor 2, denn man braucht 2 MWh Gas, um eine MWh Strom zu erzeugen. Diesen Preis erhalten zu der Phase dann bekanntlich alle Produzenten.
Es ist richtig, dass Spitzenlastproduktion gut bezahlt wird, denn das ist die essentiell notwendige Komponente für die Stabilität der Netze, das leistet keine andere Technologie. Ob, wie RWE berichtet, in einer Krise aber ausgerechnet hier sogar noch besonders gut verdient werden sollte, ist bereits eine andere Frage. Dass Spitzenlastpreise in dem Moment aber für alle bezahlt werden, war mal eine gute Idee, als die Erzeugerkosten nah beeinander liegen, sie ist durch die Divergenz der Kosten aber kein geeignetes Modell mehr.
So dominiert der Gaspreis weiter den Strompreis und auch die nun steigenden CO2-Preise werden daher bis in den Strompreis wirken – jenseits der Frage, wie gering der Anteil von Gas bei der Gesamtproduktion überhaupt ist.
Das Gesamtsystem ist leider voller Fehlanreize. Es wurde durch diese Krise ausgehebelt. Dagegen mit Subventionen, Industriestrompreis oder Preisbremsen staatlich anzugehen, macht es nicht besser. Da wird versucht, den Fehler an der einen Seite durch eine Umverteilung an der anderen Seite zu beheben, was nie gelingen kann. Auch seitens der Inflation sehen wir nur sich widersprechende und gegenläufige Maßnahmen. Die EZB soll die Zinsen erhöhen, was zwar die Nachfrage dämpft, vieles aber auch teurer macht. Zugleich erhöht der Staat CO2-Preise, was ja für sich genommen ein sinnvolles Instrument ist, gestaltet das aber so, dass damit alle möglichen Fehlentwicklungen auch andere Preise steigen lassen. Dagegen soll dann mit Förderungen und Subventionen vorgegangen werden, damit Unternehmen und private Haushalte zurecht kommen. Die sind aber wiederum letztlich inflationstreibend und die gewünschten Lenkungseffekte, fossile Energien zu vermeiden, werden abgewürgt.
Ein völlig unsystematisches Vorgehen, aber es ist in ganz Europa so, weil wir aus widersprüchlicher Regulierung und Subventionssystemen einfach keinen Ausgang finden.

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