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China finanziert die Zukunftsmärkte – aus Gründen und mit Strategie

Eindrucksvolle Daten von Brad Setser via Twitter/X. Zum Verständnis: Die Weltbank ist das wesentliche Vehikel „des Westens“ zur Finanzierung von Projekten in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dazu vergibt sie Kredite mit Auflagen, die entsprechend überwacht werden. Manche werfen ihr vor, damit eine neue Form des Kolonialismus zu betreiben und die Empfängerländer in wirtschaftliche Abhängigkeiten zu bringen. Vor allem aber werden die Mittel bzw. Volumina diskutiert. Wir kennen das: Alles zu teuer, Geldverschwendung, auch hier soll gespart werden. Die Etats werden seit Jahrzehnten immer knapper, in eine wachsende Weltwirtschaft hinein kürzt „der Westen“ die Finanzierungsvolumina.

Eine offene Tür für China, die das dankend annehmen. Wer der Weltbank Kolonialismus vorwirft, darf das chinesische Modell mal genauer betrachten. Dieses aggregierte Billionen-Volumen wird wie folgt vergeben: Man gibt einem Land Kredite mit der Auflage, dafür bevorzugt von chinesischen Firmen Infrastrukturen bauen zu lassen. Minen, Häfen, Flughäfen, Eisenbahnen, Verkehrswege. Alles, was man braucht, um Rohstoffe aus dem Land nach China und fertige Produkte aus China wieder zurück zu transportieren. Betreiber und Nutzer dieser Infrastruktur sind meist ebenfalls chinesische Firmen oder zumindest maßgebliche Beteiligungen derselben. „Eigentümer“ der Infrastruktur bleiben die jeweiligen Länder, das „Eigentum“ an den Schulden behalten sie auch.

Vom Geldfluss ist das also wie folgt: China zahlt die Kredite aus, die fließen in die chinesische Wirtschaft zurück, die den wesentlichen Nutzen der gebauten Infrastruktur erhält. So fließen in der Folge billige Rohstoffe exklusiv nach China und Fertigprodukte zurück in neue Märkte. Die Schulden bleiben in dem jeweiligen Land, das „netto“ ein paar Arbeitsplätze erhält. Warum viele Länder solche schlechten Deals machen? Die Antwort lautet: Korruption. China hat kein Thema, die korrupten Eliten der Vertragspartner für die Unterzeichnung solcher Deals zu bezahlen. Das sind oft die am besten vergüteten Angestellten in diesen Ländern. Gegen das, was China hier macht, ist die Vernetzung von Gazprom&Co mit unserer Industrie eine bunte Keksfabrik gewesen.

Die Weltbank spielt in diesem Geschäft keinerlei Rolle mehr. Deren Gesellschafter, primär Amerikaner und Europäer, sind sich nicht einig genug, da ist wie so oft keine Strategie mehr etabliert. Die Amerikaner, Briten und Australier überlassen das daher ihren Unternehmen. Vor allem die großen Rohstoff- und Energiekonzerne machen es zumindest ähnlich. Vielleicht gehen sie mit ihren Geschäftspartnern etwas fairer um, vielleicht sind sie mit der Korruption etwas zurückhaltender, definitiv gibt es dort nicht so eine strategisch/systematische Ausbeutung bis tief in die nationale Infrastruktur der Partnerländer.

Europäer machen in diesem gigantischen globalen „Geschäft“ wie so oft: Nichts, auch das sparen wir uns. Das ist erbärmlich, denn ein fairer Welthandel wäre für die Welt und gerade für die Europäer ein wichtiges Projekt. Das gelingt aber nicht, wenn man sich zurück zieht und Ländern wie China oder ein paar westlichen Großkonzernen das Feld überlässt.

Aber das würde natürlich Geld „kosten“.

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